Steffen Hanak

Ehrenrunde

Sommerferien! Viele waren schon unterwegs, manche brechen noch auf. Und für einige Schüler hat das Zeugnis die bange Frage beantwortet, ob sie im Herbst die nächsthöhere Klasse besuchen können oder eine Ehrenrunde drehen müssen.

Ein definitiv miserables Zeugnis hat das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen der Politik beim Bekämpfen des illegalen Spiels ausgestellt. Die Zeitung „Die Welt“ veröffentlichte Inhalte einer internen Analyse des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen, in der die Behörde zu dem Eingeständnis kommt, sich kaum in der Lage zu sehen, die Illegalität in den Griff zu bekommen. Den Behörden fehle es sowohl an „ganzheitlichen Bekämpfungskonzepten, an sachlich und rechtlich kompetenten sowie technisch geschulten Ansprechpartnern als auch der erforderlichen Ausstattung“, zitiert die „Welt“ aus dem Papier. Zudem sei auch die Justiz überfordert.

Eine verheerende Bilanz, die sich leider für das gesamte Bundesgebiet ziehen lässt. Der Kampf gegen das illegale Spiel kommt überall nur ungenügend voran. In allen Landesteilen fehlen Beamte, die es auch nur annähernd schaffen könnten, die aus dem Boden schießenden illegalen Geldspielgeräte einzusammeln. Und dort, wo diese Geräte erfolgreich abgeräumt wurden, werden sofort wieder neue aufgestellt. Denn die Strafen für die Übeltäter, die diese Kisten aufstellen, sind viel zu gering. Da sich aus einem einzigen illegalen Gerät pro Monat geschätzt 10.000 Euro rausholen lassen, sind ein paar tausend Euro Bußgeld ein Witz. Vielmehr müsste für diesen Ort sofort komplett die Möglichkeit gestrichen werden, jemals wieder pseudo-gastronomische Geschäfte zu machen. Nur so ließe sich vermeiden, dass ein Bruder, Onkel oder Cousin dort direkt die nächsten illegalen Geräte aufstellt.

Ein weiterer Hebel ist die Spielverordnung. Das legale Spiel muss wieder attraktiver werden. Das ist neben einer effektiven Strafverfolgung das wirksamste Mittel gegen illegales Spiel.
Die Politik hat nach den Ferien jede Menge nachzuarbeiten. Diese Zeit mit einer Ehrenrunde zu vertrödeln, wäre fatal.

Steffen Hanak, stv. Chefredakteur games & business
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