
Stefan Dreizehnter
24.02.2025
Seriosität gefordert
Die Spielsucht ist explodiert. Mit diesem Befund sorgte der Glücksspiel-Survey 2021 für ganz viel Aufregung, die sich mit dem Glücksspiel-Survey 2023 fortsetzte. Die Folge war eine mediale Aufregung, die auch sofort im politischen Raum Resonanz fand.
Kritische Experten runzelten allerdings von Anfang an die Stirn. Denn nicht nur die Zahlen hatten sich verändert. Mit einem neuen Forschungsinstitut hatte auch die Methode der Untersuchung und deren Parameter gewechselt. Das tauchte in den Schlagzeilen nicht auf, kann aber für eine solche Befragung signifikante Folgen haben. Ganz einfach: Wenn bisher die Diagnose Fieber ab 38 Grad galt, jetzt aber plötzlich 37 Grad die Messzahl ist, dann muss man sich nicht wundern, wenn plötzlich viel mehr Menschen Fieber haben.
Und genau das ist im Fall der Spielsucht passiert. Der Wechsel von Methode und Parametern haben die Vergleichbarkeit der neuen mit den vorherigen Daten gegenstandslos gemacht. Das belegt jetzt eine neue Studie des forsa-Instituts. Mit dieser Studie im Auftrag des VDAI wurde die Untersuchung eins zu eins „nachgebaut”, mit der die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung über viele Jahre den Glücksspiel-Survey gemacht hat. Das Ergebnis: Es hat sich seit 2019 nichts geändert. Genau genommen hat sich die Situation seit 2009 nicht wesentlich verändert – ganz gleich, welche Regulierungen oder Marktveränderungen es gerade gab.
Mit anderen Worten: Es gibt keine Explosion der Spielsucht. Es gab noch nicht einmal eine Veränderung, wenn man miteinander vergleicht, was einen seriösen Vergleich erlaubt. Verantwortlich für die Veränderung der Zahlen ist eine (inzwischen hoch umstrittene) Veränderung von Methode und der Parameter durch ein anderes Untersuchungsinstitut. Dessen Zahlen mit den vorherigen Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zu vergleichen, ist deswegen nicht möglich und damit unseriös – wurde aber gemacht, zumindest billigend in Kauf genommen. Wir brauchen dringend eine Debatte über seriöse Glücksspielforschung.
Stefan Dreizehnter
Chefredakteur games & business
dreizehnter@gamesundbusiness.de