14.08.2025
FGA-Präsidentin im Interview: „Die Gastro-Branche leidet stark“
Die Gastronomie-Aufstellung steht unter Druck – das gilt sowohl wirtschaftlich wie auch politisch. Für unsere August-Ausgabe haben wir mit Sabine Dittmers-Meyer, Präsidentin des Fachverbands Gastronomie-Aufstellunternehmer (FGA), über die aktuelle Lage für die Gastro-Aufstellung gesprochen. Dabei erklärt sie unter anderem, welchen Effekt die Reduzierung von drei auf zwei Geräte hatte und welche Maßnahmen dringend nötig wären. Das gesamte Interview mit Sabine Dittmers-Meyer lesen Sie hier vorab.
Wie ist die aktuelle Situation für die Unternehmen in der Gastro-Aufstellung?
Sabine Dittmers-Meyer: Die aktuelle Situation für die Unternehmen in der Gastro-Branche ist äußerst herausfordernd. Die Branche leidet stark, da Spielgäste zunehmend in die Illegalität abdriften. Schätzungen zufolge werden etwa ein Drittel der Umsätze außerhalb des legalen Marktes erzielt, was die wirtschaftliche Lage der Unternehmer enorm belastet. Ein weiteres Problem ist die Frustration der Spielgäste am legalen Angebot. Die Geräte sind überreguliert, d.h. im Vergleich zum illegalen Angebot zu langweilig, was ihre Attraktivität deutlich mindert. Diese Überregulierung wirkt in der Praxis kontraproduktiv, da sie den Verbraucherschutz schwächt und die Gäste in die Illegalität treibt. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen bleiben dadurch auf der Strecke, was die Branche weiter schwächt. Insgesamt steht die Branche vor großen Herausforderungen, die nur durch eine ausgewogene Regulierung und Unterstützung bewältigt werden können.
Wie hat die Lage sich durch die Reduzierung der Gerätezahl vor einigen Jahren verändert?
Die Reduzierung der maximal erlaubten Anzahl von drei auf zwei Geldspielgeräte pro Betrieb hat die Situation für die Unternehmen deutlich verschärft. Eine spürbare wirtschaftliche Konsequenz ist, dass illegale Angebote dadurch zusätzlich begünstigt wurden. Diese illegalen Angebote bauen ihre Präsenz massiv aus, was nicht nur die Einhaltung der legalen Standards untergräbt, sondern auch zu einer Wettbewerbsverzerrung führt. Insgesamt hat diese Maßnahme die Branche weiter belastet und die Herausforderungen für legale Anbieter noch verstärkt.
Welche Maßnahmen könnten der Gastronomieaufstellung helfen?
Eine wichtige Maßnahme wäre eine ausgewogenere Regulierung, die den Schutz der Gäste gewährleistet, aber gleichzeitig die Überregulierung reduziert, um die Attraktivität der Geräte zu erhöhen. Zudem könnten Unterstützungsprogramme für kleine und mittelständische Unternehmen eingeführt werden, um die wirtschaftlichen Herausforderungen abzufedern. Auch die Bekämpfung illegaler Angebote durch verstärkte Kontrollen und Maßnahmen gegen die Wettbewerbsverzerrung wären förderlich. Insgesamt braucht es eine Balance zwischen Schutz, Regulierung und Unterstützung, um die Branche nachhaltig zu stärken.
Wie kann man diese Interessen am besten in die Öffentlichkeit tragen?
Um die Interessen der Unternehmen in der Gastroaufstellung effektiv in die Öffentlichkeit zu tragen, ist es wichtig, eine klare und verständliche Kommunikation zu wählen. Das kann durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit, beispielsweise in den Medien, erfolgen, um die Bedeutung der Branche für die Wirtschaft und die Arbeitsplätze hervorzuheben. Auch der Aufbau von Partnerschaften mit Verbänden, lokalen Organisationen und Influencern kann helfen, die Botschaft zu verbreiten. Zudem sind transparente Informationen und persönliche Erfahrungsberichte von Betroffenen wirkungsvoll, um Empathie und Verständnis zu fördern. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Dialog mit Politik und Öffentlichkeit. Es ist entscheidend, aktiv in den Austausch zu treten, um die Anliegen sichtbar zu machen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Dieser Dialog fördert das Verständnis und trägt dazu bei, die Interessen der Branche in der Gesellschaft zu verankern.
Wie nehmen Sie den Austausch mit Politik und anderen Verbänden wahr? Gibt es positive Signale?
Der Austausch zwischen Politik, Verbänden und Branchenakteuren ist essenziell, um gemeinsam Lösungen für die Herausforderungen in der Gastronomie und im Automatenspiel zu entwickeln. Eine offene und konstruktive Kommunikation trägt dazu bei, Missverständnisse abzubauen, gemeinsame Interessen zu identifizieren und nachhaltige Verbesserungen zu erzielen. Besonders in sensiblen Bereichen wie dem stationären Automatenspiel ist der Dialog zwischen den verschiedenen Akteuren von großer Bedeutung, um verantwortungsvolle Rahmenbedingungen zu schaffen und illegale Aktivitäten einzudämmen.
So hat die Branche beispielsweise im konstruktiven Austausch kürzlich einen 20-Punkte-Plan für Maßnahmen gegen Illegalität im stationären Automatenspiel entwickelt. Dieser wird nun der Politik sowie dem Runden Tisch vorgelegt. Zu den Teilnehmern des Runden Tisches gehören unter anderem der Arbeitsstab des Beauftragten der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sowie der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband. Das zeigt, dass verschiedene wichtige Akteure aktiv an Lösungen arbeiten und der Dialog auf Augenhöhe geführt wird. Solche Initiativen sind positive Signale dafür, dass Branche und Politik gemeinsam an nachhaltigen Verbesserungen arbeiten.
Mehr in unserer August-Ausgabe
Weitere Einblicke rund um die Debatte um das dritte Gerät, finden Sie in unserer August-Ausgabe. Dabei erfahren Sie unter anderem, wie Jürgen Benad, Rechtsexperte und Geschäftsführer beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga Bundesverband), die Thematik sieht und warum die Geldspielgeräte für einen Wirt aus Kiel unverzichtbar sind. Sie wollen die gesamte Geschichte lesen? Hier geht’s zum Abo.
Foto: © Julia Grudda