
15.04.2025
Sanktionen gegen Plattformen, Netzsperren und Aufklärung: Wie kann die GGL das illegale Glücksspiel im Internet zukünftig bekämpfen?
Illegales Glücksspiel im Netz ist kein Nischenproblem mehr, denn während die legalen Anbieter sich brav an Einsatzlimits, Spielerschutz und Werberichtlinien halten, blüht der Schwarzmarkt fröhlich im Schatten. Seiten mit vermeintlichen Lizenzen, auffälligen Bonusversprechen und fragwürdigen Zahlungsmethoden erreichen völlig unbehelligt tagtäglich Spieler aus Deutschland. Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) soll eigentlich für Ordnung sorgen. Doch so einfach ist das nicht.
Die GGL steht also vor der Aufgabe, mit begrenzten Mitteln gegen ein internationales, hoch flexibles System vorzugehen. Dabei geht es längst nicht mehr nur um moralische oder rechtliche Fragen. Es geht auch um Marktanteile, Spielerschutz und letztlich um Steuergelder. Denn während legale Anbieter wie das Wildz Casino strenge Regeln einhalten müssen, zieht der Schwarzmarkt Spieler mit Lockangeboten und scheinbar grenzenlosem Spielvergnügen an und das ohne Rücksicht auf Verluste.
Wie kann die GGL diesem Wildwuchs Einhalt gebieten? Mit Netzsperren? Mit Zahlungsblockaden? Mit Aufklärung? Wahrscheinlich braucht es von allem etwas, und zwar mit Köpfchen statt Brechstange. Dieser Artikel zeigt, wo die größten Hebel liegen, wo es klemmt und wo vielleicht doch noch Bewegung möglich ist.
Warum die GGL gegen illegales Glücksspiel oft machtlos wirkt
Die GGL ist offiziell dafür zuständig, den Online-Glücksspielmarkt in Deutschland zu kontrollieren. Sie vergibt Lizenzen, überwacht Anbieter und kann gegen schwarze Schafe vorgehen, zumindest theoretisch. In der Praxis steht sie allerdings vor einem Haufen Probleme, der sich nicht mit einem Gerichtsbeschluss und einer Pressemitteilung aus dem Weg räumen lässt.
Ein zentrales Hindernis ist die Internationalität der Anbieter, weil viele illegale Online-Casinos ihren Sitz auf Malta, in Curaçao oder anderen exotischen Gefilden haben, wo das Glücksspielrecht eher locker sitzt. Besonders pikant wird es durch ein Gesetz mit der unscheinbaren Bezeichnung „Bill No. 55“ aus Malta. Dieses Gesetz schützt lizenzierte maltesische Glücksspielanbieter aktiv vor der Durchsetzung ausländischer Gerichtsentscheidungen. Wer also aus Deutschland versucht, gegen einen Anbieter in Malta vorzugehen, kann sich die Mühe oft sparen, weil die GGL dort schlicht keine Handhabe hat.
Hinzu kommt, dass diese Anbieter nicht nur ausländisches Recht zu ihrem Vorteil nutzen, sie betreiben auch ihre Server im Ausland, wickeln Zahlungen über internationale Dienstleister ab und halten sich bewusst außerhalb der Reichweite deutscher Behörden. Selbst wenn ein Verfahren angestrebt wird, endet es oft im Leeren und vor allem ohne internationale Zusammenarbeit bleibt der GGL meist nur das Prinzip Hoffnung.
Rechtswidrig, aber kaum wirksam – die umstrittene Praxis der Netzsperren
Netzsperren klingen im ersten Moment wie ein gutes Werkzeug. Wenn eine Seite illegal ist, dann wird sie eben blockiert, aber in der Realität sieht das aber ein wenig anders aus.
DNS-Blocking oder IP-Sperren funktionieren nur, wenn Internetanbieter mitspielen und genau das ist der Knackpunkt. Das Bundesverwaltungsgericht hat entschieden, dass Provider ohne eigene Netzstruktur nicht verpflichtet sind, solche Sperren umzusetzen. Das betrifft viele Anbieter in Deutschland. Wer also hofft, dass Netzsperren mal eben den Schwarzmarkt trockenlegen, wird enttäuscht.
Selbst wenn eine Sperre aktiv ist, gibt es unzählige Wege, sie zu umgehen. Ein VPN zum Beispiel oder ein alternativer DNS-Server reichen und schon ist die Website wieder erreichbar. Für technisch versierte Nutzer sind solche Sperren nicht mehr als eine lästige Umleitung.
Trotzdem haben Netzsperren ihre Wirkung und das nicht weil sie technisch unüberwindbar wären, sondern weil sie ein Zeichen setzen. Sie machen deutlich, dass ein Anbieter nicht willkommen ist und das allein kann schon Auswirkungen haben, etwa auf die Zahlungsdienstleister oder Geschäftspartner der Plattform. Eine gesperrte Domain sieht nun mal schlecht aus in den Geschäftsunterlagen.
Illegale Plattformen an der richtigen Stelle treffen: Der Hebel über Software-Anbieter
Ein besonders spannender Ansatzpunkt im Kampf gegen illegale Anbieter ist ihre technische Infrastruktur, denn auch wenn viele Plattformen kaum greifbar sind, hängen sie doch an bestimmten Dienstleistern, zum Beispiel an Software-Anbietern, die die komplette Technik hinter den Spielen liefern.
Ein gerade erst erfolgter Vorfall zeigt, wie empfindlich dieser Punkt sein kann. Eine Datenpanne bei einem maltesischen Software-Unternehmen brachte ans Licht, welche Plattformen über dessen Systeme liefen und siehe da: Zahlreiche illegale Online-Casinos verschwanden nach Bekanntwerden der Informationen von der Bildfläche, ganz ohne Netzsperre und ganz ohne medienwirksame Abmahnung.
Solche Dienstleister sind oft deutlich leichter angreifbar als die Betreiber selbst. Sie sitzen teilweise in regulierten Märkten, haben eine gewisse Reputation zu verlieren und sind auf ihre Kunden angewiesen. Wenn also über diesen Weg Druck aufgebaut wird, etwa durch öffentliche Aufmerksamkeit oder gezielte rechtliche Schritte, lässt sich die illegale Szene an empfindlicher Stelle treffen. Nicht mit der Holzhammermethode, sondern mit chirurgischer Präzision. Gegen illegales, stationäres Glücksspiel können die Behörden einfacher vorgehen, wie das folgende Video zeigt:
Wenn das Geld nicht mehr fließt: Payment-Blocking als strategisches Mittel
Ein weiterer effektiver Hebel ist das Geld, denn auch die schönste Glücksspielseite bringt wenig, wenn niemand mehr einzahlen kann. Payment-Blocking zielt genau darauf ab. Banken und Zahlungsdienstleister sollen daran gehindert werden, Geld an illegale Anbieter zu transferieren. Wenn Zahlungen nicht mehr ankommen und Gewinne nicht mehr ausgezahlt werden, verlieren viele Nutzer schnell das Interesse und Anbieter verlieren vor allem ihre Geschäftsgrundlage.
In der Theorie klingt das hervorragend, aber in der Praxis gibt es allerdings ein paar Stolpersteine. Illegale Plattformen nutzen längst nicht mehr nur klassische Zahlungsmethoden, stattdessen kommen Kryptowährungen, zwischengeschaltete E-Wallets oder anonyme Zahlungswege zum Einsatz. Da wird es schwierig, die Transaktionen überhaupt zu identifizieren, geschweige denn zu blockieren, trotzdem ist Payment-Blocking eines der wirkungsvollsten Mittel der GGL. Es greift tief ins System ein und kann, richtig eingesetzt, massive Wirkung entfalten, vor allem, wenn es in Kombination mit anderen Maßnahmen auftritt.
Wissen schützt vor dem Klick: Warum Aufklärung ein unterschätzter Hebel ist

So technisch ausgeklügelt und juristisch durchdacht die Maßnahmen auch sein mögen, ohne aufgeklärte Nutzer bleibt der Erfolg begrenzt, denn viele Spieler landen nicht aus Böswilligkeit auf illegalen Seiten, sondern schlicht aus Unwissen.
Die Websites sehen oft täuschend echt aus. Deutsche Sprache, vertrauenswürdiges Design und irgendwelche Logos mit angeblichen Lizenznummern überzeugen und wer nicht genau hinschaut, merkt gar nicht, dass es sich um ein illegales Angebot handelt. Spätestens wenn der Gewinn ausbleibt oder persönliche Daten in dunklen Ecken des Internets auftauchen, ist das Erwachen groß.
An dieser Stelle setzt die Aufklärung an, denn Spieler müssen wissen, woran legale Anbieter zu erkennen sind, was eine gültige Lizenz ausmacht, welche Risiken drohen und warum es keine gute Idee ist, einem Casino zu vertrauen, das seine Server hinter sieben VPNs und einer Briefkastenfirma versteckt.
Aufklärung ist kein Ersatz für Sanktionen, aber sie ergänzt sie perfekt. Denn wenn die Nachfrage sinkt, wird es auch für die Anbieter unattraktiver, sich auf dem deutschen Markt zu tummeln. Das bedeutet am Ende weniger Klicks, weniger Umsatz, aber auch weniger Risiko für Spieler.
Legale Anbieter unter Druck: Was sinkende Steuereinnahmen über den Schwarzmarkt verraten
Der Rückgang bei den Steuereinnahmen aus dem virtuellen Automatenspiel im Jahr 2024 ist kein Zufall. Er zeigt, dass legale Anbieter im iGaming offenbar Kunden verlieren, und zwar nicht an Langeweile, sondern an die Konkurrenz aus der Schattenwelt.
Die Steuereinnahmen in Deutschland aus legalem Glücksspiel insgesamt gestalten sich folgendermaßen:
- 2019: ca. 2,4 Mrd. Euro
- 2020: ca. 2,3 Mrd. Euro (leichter Rückgang wegen COVID-19)
- 2021: ca. 2,5 Mrd. Euro
- 2022: ca. 2,5 Mrd. Euro
- 2023: ca. 2,48 Mrd. Euro (–3,6 % zum Vorjahr)
Illegale Anbieter locken mit großzügigen Boni, höheren Limits und einem Umfeld, in dem Spielerschutz kaum eine Rolle spielt. Klar, dass sich manche Spieler dort wohler fühlen, zumindest kurzfristig.
Für den legalen Markt ist das fatal, denn Anbieter, die sich an die Regeln halten, haben höhere Kosten und weniger Spielraum. Der Wettbewerb ist verzerrt und das Vertrauen der Spieler in den regulierten Markt sinkt. Gleichzeitig verliert der Staat Einnahmen, die er dringend für Prävention, Beratung und Regulierung brauchen könnte.
Es entsteht eine paradoxe Situation, denn je stärker reguliert wird, desto attraktiver wird der Schwarzmarkt, wenn nicht konsequent dagegengehalten wird.
Eine Kombination aus Maßnahmen ist nötig, aber ohne internationale Kooperation geht es nicht
Wer glaubt, das illegale Glücksspielproblem lasse sich mit einem einzigen Knopfdruck lösen, unterschätzt die Komplexität der Sache. Netzsperren, Payment-Blocking, Plattformdruck, und Aufklärung haben jeweils ihre Stärken, aber auch ihre Grenzen. Erst im Zusammenspiel entfalten sie ihre volle Wirkung. Entscheidend wird sein, ob sich auf internationaler Ebene etwas bewegt.
Solange Malta Bill No. 55 verteidigt wie einen Schatz, wird die GGL nicht allzu weit kommen. Was es braucht, ist ein gemeinsames Verständnis dafür, dass Glücksspielregulierung kein nationales Thema ist, sondern ein europäisches, vielleicht sogar ein globales.
Die GGL kann Initiativen starten, Verbündete suchen, Lücken aufzeigen, aber ohne politische Rückendeckung und internationale Absprachen bleibt sie oft nur Beobachterin auf einem wachsenden Schwarzmarkt und der entwickelt sich deutlich dynamischer, als es manchem Gesetzgeber recht sein dürfte.
Bildquelle Titelbild: https://unsplash.com/de/fotos/_UeY8aTI6d0
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