20.09.2022
Gaming in Germany-Konferenz: „Zug nicht mehr aufzuhalten“
„Unsere Branche befindet sich im regulatorischen Wandel. Wir möchten einen positiven Beitrag leisten und Anbieter von Glücksspiel, Regulierer und andere Stakeholder miteinander in Dialog bringen.“ Mit diesen Worten leitete der Gründer der Informationsplattform Gaming in Germany, Willem van Oort, die zweitägige Gaming in Germany-Konferenz am 19. und 20. September 2022 in Berlin ein. Fokus der Konferenz war das Online-Glücksspiel, eine Branche, an der sich „viel Kritik“ entzündet, „manchmal zu Recht, oftmals aber auch zu Unrecht“.
Keynote-Redner RA Dr. Jörg Hofmann (Melchers Rechtsanwälte) erinnerte daran, dass sich mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag „die Zeiten in Deutschland verändert haben“. Zum ersten Mal gibt es einen regulierten Markt für Online-Glücksspielangebote wie virtuelle Automatenspiele, Online-Poker und, in begrenztem Umfang, Online-Casino-Spiele. Dieser Markt müsse sich allerdings erst noch entwickeln, wobei schon der Startschuss an sich nicht hoch genug zu bewerten sei: „Der Zug hat die Station verlassen und wird nicht mehr aufzuhalten sein.“ Nach Hofmanns Vorstellungen steht am Ende dieser Reise idealerweise eine Regulierung, die den Spieler in der Vordergrund rückt, in der er seine Anforderungen an das Spiel, aber auch an den Spielerschutz verwirklicht sieht, kurz: in der er sich „zu Hause fühlt“.
Vollzug gegen illegale Angebote
Von diesem Idealzustand ist der deutsche Markt in der aktuellen Lage noch weit entfernt – das machte die Veranstaltung deutlich. Noch dominieren viele Fragezeichen und Unwägbarkeiten. Als Hauptthemen der derzeitigen Diskussion um Online-Glücksspiel, in Deutschland wie auch im internationalen Umfeld, identifizierte Hofmann den Vollzug gegen illegale Angebote und die Werbung – zwei Themen, die leitmotivisch auch die Gaming in Germany-Konferenz beherrschten.
Eine zentrale Figur, wenn es um den Vollzug in Deutschland geht, ist Nadja Wierzejewski. Die Juristin ist seit 1. Juli 2022 als Abteilungsleiterin in der neu geschaffenen Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) zuständig für die Bekämpfung unerlaubten Glücksspiels im Internet und unerlaubter Werbung. Ab 1. Januar 2023 wird die GGL neben dem Vollzug sämtliche weitere, momentan noch im Länderverbund verteilte Aufgaben übernehmen, etwa die Lizenzierung virtueller Automatenspiele.
Wie Wierzejewski auf der Konferenz ausführte, ist der neue Glücksspielstaastvertrag aufgrund der zunehmenden Digitalisierung der Gesellschaft eine „konsequente Weiterentwicklung“ der bisherigen Rechtsordnung. Mit ihm wurden die Voraussetzungen geschaffen, „den Kampf gegen illegale Angebote im Netz auf eine neue Stufe zu heben“, indem die Kompetenzen hierfür in einer neuen Behörde „gebündelt“ werden. Wierzejewski zeigte sich „zuversichtlich“, dass der illegale Glücksspielmarkt zurückgedrängt werden kann. Sie formulierte ein selbstbewusstes wie ambitioniertes Ziel: „Auf den legalen Markt sollen 100 Prozent der Umsätze entfallen, auf den illegalen null. Das ist der Anspruch.“
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Bild: Regulierer im Dialog – (v. l.) Brigitte Sand, frühere Chefin der dänischen Regulierungsbehörde, Nadja Wierzejewski und René Jansen, Chef der niederländischen Regulierungsbehörde.