
Manfred Schlösser
28.05.2025
Beim Wort nehmen
Wir haben mal zurückgeblättert. Zum 70. Geburtstag des Bundesverbands Automatenunternehmen (BA) vor zwei Jahren in Berlin sprach Gitta Connemann, die Bundesvorsitzende der CDU Mittelstandsvereinigung MIT, die politische Keynote. Bemerkenswert gut informiert über die Probleme, mit denen die Branche kämpft, forderte sie damit vom eigenen Berufsstand: „Die Politik muss klüger werden.“ Und sie ermutigte die Branche dazu, mit ihren Anliegen auf allen politischen Ebenen mutig nach vorne zu gehen.
Dafür ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Die Bundesregierung hat gewechselt. Das Bundeswirtschaftsministerium, in dessen Händen die Spielverordnung liegt, wird künftig von Katherina Reiche verantwortet. Die CDU-Ministerin bringt große Erfahrung in der Wirtschaft mit, was die Hoffnung weckt, dass sie es generell besser macht als ihr Vorgänger, der eher vom Kinderbuch her kam. Sie wird sich allerdings erst mal um die großen Fragen kümmern müssen. Zu denen gehört die Automatenwirtschaft eher nicht – leider. Aber ihre Parlamentarische Staatssekretärin ist Gitta Connemann. Und mit ihr rückt die Branche schon eher in den Bereich der politischen Sphären, die erreichbar sind.
Ob die sich erreichen lassen? Immerhin hat Gitta Connemmann die Automatenwirtschaft nach ihrem Auftritt beim BA nicht wieder vergessen. Da es mit der Spielverordnung nicht weiterging, hatte sie schon zwei Mal beim Ministerium nachgefragt, wie denn der Stand sei. Das hat die Sache zwar nicht beschleunigt, was sie aber nicht zu verantworten hat. Für die Branche ist auf jeden Fall schon mal gut, dass man nicht vergessen ist.
Das lässt hoffen, dass Gitta Connemann auch nicht die beiden großen Fragen vergisst, mit denen sie sich in ihrer Rede beim BA beschäftigt hat. Zum einen war da das illegale Spiel. Connemann zeigte sich schon vor zwei Jahren enttäuscht, „dass die Spielverordnung von 2014 ganz offensichtlich ihr Ziel verfehlt hat”. Die gut gemeinte Spielverordnung sei offensichtlich nicht gut gemacht gewesen, wenn das legale Spiel ins Hintertreffen geraten sei. „Politik muss jetzt klüger werden und darauf reagieren”, so die Politikerin.
Der zweite Punkt waren die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, in denen sich die Branche damals bewegte – und noch immer bewegt. In einem Umfeld von Inflation und Preissteigerungen sei es geboten, der Branche generell größeren wirtschaftlichen Spielraum zu geben, meinte sie. Die Branche müsse zu fairen Bedingungen arbeiten können. Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass die legalen Unternehmen sich einen hohen Qualitätsansatz erarbeitet hätten und Verantwortung beim Spielerschutz zeigen. Das Versprechen von Connemann damals war, dass sie selbst aus der Opposition heraus versuchen werde, diese Thematik anzugehen: „Wir packen das an.”
Wir alle wissen, dass das nicht so einfach geht. Als überzeugte Mittelständlerin, und dazu noch in der Opposition, musste sie kaum Rücksichten nehmen. Aber wenn es nun konkret werden sollte, dann muss sie auch eine ganze Reihe anderer Stimmen hören. Nicht alles, was in der CDU-Mittelstandsvereinigung gedacht wird, ist zwingend Konsens in den Tiefen der CDU – und schon gar nicht beim Koalitionspartner SPD, der ja jetzt auch noch im Spiel ist. Und was denkt die Minsterin? Es ist also sicher nicht klug, mit der Tür ins Haus zu fallen. Aber die Politik beim Wort nehmen und ihr dabei helfen, klüger zu werden, das darf man wohl schon.
Manfred Schlösser
Verleger games & business
schloesser@gamesundbusiness.de