21.06.2022
Dehoga: „Neustart Gastgewerbe muss gelingen“
Energiesicherheit, Maßnahmen zur Arbeits- und Fachkräftegewinnung sowie die Beibehaltung der 7 Prozent Mehrwertsteuer. Das forderte Dehoga-Präsident Guido Zöllick (l.) auf der Pressekonferenz des Dehoga-Bundesverbands am 21. Juni in Berlin in einem klaren Appell an die Politik. Die Branche brauche jetzt Planbarkeit und verlässliche Perspektiven, betonte Zöllick.
Corona-Bilanz
Nach zehn Wachstumsjahren habe die Corona-Pandemie die Branche in ihre schwerste Krise der Nachkriegszeit gestürzt, erinnert Zöllick. Die Krise habe tiefe Spuren hinterlassen – bei Unternehmern wie Mitarbeitern. Umsatzausfälle historischen Ausmaßes habe die Branche verkraften müssen. 2020 brach der Umsatz laut dem Statistischen Bundesamt gegenüber 2019 um real 39,0 Prozent (nominal -36,5 Prozent) ein. Das Jahr 2021 fiel mit realen Einbußen in Höhe von 40,1 Prozent (nominal -36,1 Prozent) im Vergleich zum Vorkrisenjahr dem Verband zufolge noch schlechter aus. Und auch im ersten Quartal 2022 habe das Gastgewerbe noch einen realen Umsatzverlust von 32,5 Prozent (-25,2 Prozent) verkraften müssen. „Von März 2020 bis 2022 hat die Branche damit nominal 74,9 Milliarden Euro verloren“, so Zöllick.
Dankbar für staatliche Unterstützung
Zöllick präsentierte Beschäftigtenzahlen, in denen sich „verheerende Umsatzeinbrüche, monatelange Kurzarbeit und Unsicherheiten“ spiegelten. Der höchste Rückgang bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sei im Mai 2021 mit 14,5 Prozent registriert worden, das entspreche mehr als 160.000 Mitarbeiter weniger als im Mai 2019. Aber es gehe hier aufwärts. Im März dieses Jahres meldete die Bundesagentur für Arbeit 1.004.700 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Branche. Das seien 63.699 weniger als im März 2019 (-6 Prozent), aber bereits rund 61.000 mehr als im März 2021. Dramatische Rückgänge gab es auch bei den Azubizahlen. „Aktuell erlernen fast 41.500 junge Menschen einen unserer sechs Ausbildungsberufe. 2019 waren es gut 51.000“.
Zöllick betonte in diesem Kontext aber auch die Bedeutung der staatlichen finanziellen Unterstützung. „Keine Frage – die Kurzarbeiterregelungen und Wirtschaftshilfen waren richtig, konsequent und überlebenswichtig.“ Dafür sei die Branche dankbar. Ohne diese hätten sicherlich 70.000 Unternehmen nicht überlebt und die Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt wären noch gravierender gewesen, so sein Fazit.
Große aktuelle Herausforderungen
Nach zwei Jahren Corona-Pandemie kämpfe sich das Gastgewerbe aktuell aus der Krise. Dank der seit April anziehenden Nachfrage wachse bei vielen Betrieben die Zuversicht. Erschwert werde der Neustart der Branche aber durch die massiv steigenden Kosten und wachsenden Unsicherheiten in Folge des Ukraine-Krieges. Allen Betrieben zu schaffen machten jetzt die explodierenden Kosten bei Energie, Lebensmitteln und Personal, erklärte Zöllick. Der jüngsten Dehoga-Umfrage zufolge bereiteten den Betrieben die Energiekosten (85,6 Prozent), die Lebensmittelpreise (85,4 Prozent) und die Personalkosten (67 Prozent) allergrößte Sorgen. Besonders bitter sei zudem, dass gute Nachfrage oft nicht bedient werden könne, da Mitarbeiter fehlten. Anfang Juni beklagten rund 60 Prozent der Betriebe einen akuten Mitarbeitermangel.
Appell an Politik
Angesichts dieser „gewaltigen Herausforderungen für das Gastgewerbe“ dürfe es neue Belastungen und Reglementierungen für die Betriebe nicht geben, unterstrich Zöllick. Die Branche erwarte eine bestmögliche Pandemie-Vorsorge für das Winterhalbjahr, die Gewährleistung einer sicheren und finanzierbaren Energieversorgung und Maßnahmen zur Arbeits- und Fachkräftesicherung. Zentrale Maßnahme zur Zukunftssicherung der Branche sei laut Zöllick die Beibehaltung der Mehrwertsteuersenkung. Zöllick: „Mit der Entfristung werden die dringend benötigten Perspektiven geschaffen. Gleichzeitig wird damit die längst überfällige steuerliche Gleichbehandlung von Essen hergestellt.“
Der Dehoga hat die neusten Zahlen und Statistiken, Corona-Bilanzen des Gastgewerbes von 2020–2022 und aktuelle Forderungen der Branche an die Politik in der Publikation „Neustart 2022“ zusammengefasst. Die Dehoga-Publikation kann hier heruntergeladen werden.
Bild Zöllick: © Dehoga Bundesverband/Svea Pietschmann