EU-Kommission: Risikobewertung beim Online-Spiel

Die Europäische Kommission (EU-Kommission) hat die Gefahrenstufe für Geldwäsche beim Online-Glücksspiel auf die höchstmögliche Stufe angehoben. Im Gegesatz dazu stellt sie beim stationären Spiel erhebliche Verbesserungen fest.

Dritte Risikobewertung

Die EU-Kommission führt regelmäßig supranationale Risikobewertungen durch und ermittelt das Risiko von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung (sog. ML/TF-Risiken: ML – Abkürzung für money laundering / TF – Abkürzung für terrorist financing) in der gesamten Europäischen Union in verschiedenen Sektoren, erklärt igamingbusiness.com. Die Ausgabe von 2022 ist die dritte derartige Risikobewertung. Frühere Versionen wurden 2017 und 2019 veröffentlicht. „Wie bei den vorherigen Berichten analysiert die dritte Ausgabe die gegenwärtigen ML/TF-Risiken und schlägt umfassende Maßnahmen vor, um sie anzugehen“, schreibt die EU-Kommission. „Der Bericht bewertet auch, inwieweit die Empfehlungen der Kommission für Gegenmaßnahmen im Bericht von 2019 umgesetzt wurden und analysiert die verbleibenden Risiken.“

Schwerpunkt Glücksspiel

Ein besonderer Schwerpunkt des Berichts ist das Glücksspiel, wobei jeder Glücksspielsektor seine eigene Risikobewertung erhält. Der Bericht konstatiert, dass Online-Glücksspiele besonders anfällig für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung sind, wobei dieses Risiko als „sehr hoch“ – die höchstmögliche Risikostufe – eingestuft wird. „Trotz mehrerer Maßnahmen, die bereits von vielen Online-Betreibern in der EU umgesetzt werden (z. B. Schulungen zur Bekämpfung der Geldwäsche für Mitarbeiter, Kunden-Due-Diligence- und „Know-Your-Customer“-Prozesse), ist das Geldwäscherisiko bei Online-Glücksspielen immer noch ziemlich hoch, da es ein Nicht-Persönliches-Element hat sowie riesige und komplexe Transaktionsvolumina und Finanzströme umfasst“, schreibt die EU-Kommission. Das Gremium fügt hinzu, dass digitale Währungen ein Merkmal sind, das Online-Glücksspiele besonders anfällig für Geldwäsche machen kann.

Gute Selbstregulierung

Nach Darstellung von igamingbusiness.com lobt die EU-Kommission aber auch die Online-Glücksspielbranche. Die Kommission stellt fest, dass sich die Betreiber auf vielen Märkten mit angemessenem Erfolg selbst regulieren, die Behörden es jedoch versäumt hätten, der Branche Klarheit zu verschaffen. „In vielen Mitgliedsstaaten haben Online-Glücksspielanbieter ein gutes Maß an Selbstregulierung und Risikobewertung entwickelt, obwohl ihre Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden und Finanzermittlungsstellen verbessert werden könnte“, heißt es in dem Bericht. „Die Betreiber glauben, dass sie keine klare Anleitung erhalten, wie sie die Risiken angemessen angehen können, insbesondere angesichts des Mangels an Rückmeldungen von Financial Intelligence Units zu Berichten über verdächtige Transaktionen.“

Das stationäre Spiel

Im Gegensatz zum Online-Spiel stellte die Kommission beim stationären Casino-Spiel im Hinblick auf Geldwäscherisiken wesentliche Verbesserungen fest. Wurde 2019 das Risiko noch als „sehr hoch“ eingestuft, ist die Einstufung 2022 auf „mittel“ herabgesetzt worden. Die größten Risiken für Geldwäsche in einem Casino sind laut EU-Kommission die Mitarbeiter. An anderer Stelle des Berichts wird das Geldwäscherisiko bei Poker und Wetten als „hoch“ eingestuft, bei Lotterien und Spielautomaten außerhalb von Casinos als „mittel“. Für Bingo wird das Risiko als „gering“ eingestuft. Diese Bewertungen sind alle deckungsgleich mit denen des Jahres 2019.

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