24.01.2025
FAZ greift Kritik am Glücksspiel-Survey auf
Der Glücksspiel-Survey steht seit geraumer Zeit in der Kritik. In einem aktuellen Bericht greift die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) die kritische Perspektive auf und stützt diese mit Zahlen aus einer neuen VDAI-Umfrage.
„Wissenschaftlich diskussionswürdig“
Bereits im Oktober 2023 erklärte die Statistikerin Katherina Schüller im Gespräch mit games & business mit Blick auf die 2021er-Ausgabe der Umfrage: „Er vermittelt seinen Lesern eine Daten- und Erkenntnissicherheit, die schlicht nicht gegeben und wissenschaftlich fragwürdig ist.“ Die Methodik hielt Schüller für „wissenschaftlich diskussionswürdig“. Darüber hinaus monierte sie eine fehlende transparente und umfangreiche Diskussion der Aussagekraft und Limitationen der Arbeit der Survey-Autoren. In der aktuellen Ausgabe von games & business erneuert Schüller ihre Kritik: „Aufgrund schwerer methodischer Fehler überschätzen die Autores des Surveys die Verbreitung von Glücksspielstörungen wahrscheinlich erheblich.“
Der Glücksspielsurvey wurde bis 2019 von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) durchgeführt. Laut dem letzten BZgA-Survey zeigten 200.000 Erwachsene in Deutschland ein pathologisches Spielverhalten. Seit 2021 stehen die Universität Bremen und das Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) hinter dem Survey. Seitdem werden nicht nur andere Fragebögen verwendet, auch die Erhebungsweise wurde verändert. Somit schnellte die Zahl der pathologischen Spieler auf mehr 1,3 Millionen in die Höhe.
FAZ übt Medienkritik
Auch der Umgang der Medien mit den Ergebnissen des Glücksspielsurveys wird kritisch betrachtet. In der „Unstatistik des Monats“ des Leibniz Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) aus dem Oktober 2024 kritisieren die Autoren mit Blick auf den Survey 2023: „Leider fehlt in vielen Medien, aber auch in der Politik das Bewusstsein dafür, wie herausfordernd es ist, repräsentative Daten zu gewinnen. (…) Wenn diese Ergebnisse aber den Kreis der Wissenschaft verlassen und zur Unterstützung politischer Entscheidungen herangezogen werden, bedarf es einer sorgfältigen Qualitätskontrolle, die in vielen Fällen nicht gegeben ist.“
Die Kritik greift nun auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung in einem Bericht mit dem Titel „Neue Befragung widerspricht alarmierenden Zahlen“ auf. Der Text zitiert aus der Unstatistik sowie die zwei ausführlichen Gutachten, die Schüller zu dem Thema erstellt hat. Mit Blick auf die Medien kommt Autor Reiner Burger zu der Einschätzung: „Basierend auf einer Meldung der Deutschen Presse-Agentur, hatten unter anderem ‚Zeit Online‘ oder ‚tagesschau.de‘ Ende Oktober des vergangenen Jahres Ergebnisse des jüngsten ‚Glücksspielatlas‘ aufgegriffen. (…) Dass über diese höchst alarmierenden Zahlen schon seit längerer Zeit gestritten wird, thematisierten die Medien nicht.“
Neue VDAI-Zahlen
Eine neue Umfrage in Sachen Glücksspiel stützt laut der FAZ die kritische Sichtweise. Im Auftrag des Verbands der Automatenindustrie (VDAI) hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa einen „Glücksspielsurvey 2024“ mit exakt jenen Kriterien und Methoden erhoben, wie das bis vor wenigen Jahren in der Verantwortung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung geschah. Die Ergebnisse, welche der FAZ vorliegen, zeigen dabei keinen sprunghaften Anstieg der Glücksspielsüchtigen. „Galten bei der letzten BZgA-Untersuchung nach der international anerkannten Einstufung 0,39 Prozent der Deutschen als ‚problematische‘ und – wie oben erwähnt – 0,34 Prozent als ‚wahrscheinlich pathologische‘ Spieler, ermittelten die Demoskopen für diese Kategorien geringfügig geringere Werte.“ Weiter zitiert die FAZ aus der Zusammenfassung, dass sich für den Zeitraum von 2009 bis 2024 kein „signifikanter Trend“ feststellen lasse.
Bild: Screenshot – faz.net