
Steffen Hanak
19.03.2025
Gefühl von Recht und Unrecht
In dieser Ausgabe richtet sich unser Blick zweimal in den Südwesten der Republik. Die Stadt Ludwigshafen gilt als Problemfall. Ein jahrelanges Vollzugsdefizit hatte einen florierenden Schwarzmarkt zur Folge. Die Feldstudien des inzwischen leider verstorbenen Jürgen Trümper zeigten dies wiederholt. In fast 90 Prozent der untersuchten Spielstätten in Ludwigshafen wurden illegale Fungames gefunden, zum Großteil offen und für jeden Gast erreichbar. Anscheinend hatten die illegalen Betreiber keine Angst vor Kontrollen oder Sanktionen. In rechtsfreien Räumen geht das Unrechtsbewusstsein verloren.
Aber Politik und Vollzug scheinen in und um Ludwigshafen gelernt zu haben. Bei den zuständigen Stellen – der Staatsanwaltschaft Kaiserslautern und dem Polizeipräsidium Rheinpfalz – wurden spezialisierte Ermittlungsgruppen eingerichtet und die Kontrollen vor Ort massiv verstärkt. Mehr als 100 illegale Geräte wurden so in den letzten anderthalb Jahren aus dem Verkehr gezogen. Natürlich ist man damit noch lange nicht am Ziel und viele dieser illegalen Geräte werden in kürzester Zeit ersetzt. Aber das Bemühen der Behörden zeigt, dass die Problematik immerhin erkannt worden ist. Und das ist eine gute Nachricht.
Was uns zur zweiten Station im Südwesten führt: In Baden-Württemberg wurde ein neues Landesglücksspielgesetz verabschiedet. Bemerkenswert ist vor allem die Abwesenheit eines Themas: Das illegale Spiel findet im Gesetz quasi nicht statt. Zwar wird auch hier eine Kontrollgruppe beim Regierungspräsidium Karlsruhe eingerichtet. Diese soll jedoch vor allem den legalen Anbietern auf die Finger schauen und jeder Spielhalle und Wettvermittlungsstelle mindestens einmal im Jahr einen Besuch abstatten. Für die Kosten dürfen die Betreiber selbst aufkommen.
Das Problem sind nicht per se diese zusätzlichen Kontrollen. Legale Betriebe halten sich ohnehin an die diversen Regeln und befolgen den Spielerschutz penibel. Aber es entsteht ein Störgefühl, wenn der Kontrolldruck auf die legalen Anbieter abermals verschärft wird, während der wachsende Schwarzmarkt gleichzeitig mit keinem Wort erwähnt wird. Hier verschließt die Politik die Augen vor der Realtität – und schadet damit dem Gerechtigkeitsempfinden.
Steffen Hanak, stv. Chefredakteur games & business
hanak@gamesundbusiness.de