Manfred Schlösser

Sog nach oben

Die Bundestagswahl ist vorbei. Worum auch immer es in diesem Wahlkampf ging, es scheint schon nicht mehr wichtig zu sein. Wie es aussieht, scheint man aber eine Sache begriffen zu haben. Der wirtschaftliche Absturz des Landes, der seit drei Jahren anhält, ist nur dann aufzuhalten, wenn Pragmatismus in die Wirtschaftspolitik Einzug hält. Eine alles verschlingende Macht an Regeln, Bürokratie und finanzieller Belastung hat sich über die Wirtschaft der Republik ausgebreitet und hält sie am Boden. 

Zu den Branchen, die mit diesen Belastungen nicht mehr zurechtkommen, gehört auch die Automatenwirtschaft. Überbürokratisierung und Ideologisierung bremst ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und behindert ganz wesentlich den Auftrag, mit marktgerechtem, legalem Spiel den Schwarzmarkt wirkungsvoll zu bekämpfen. Mit dem Ergebnis dieser Bundestagswahl könnte allerdings ein Fenster dafür aufgehen, dieser Ideologisierung Einhalt zu gebieten. Dafür muss die Branche aber aktiv werden und auf allen Ebenen mit einer kühlen, rationalen Programmatik auf die Politik zugehen und zeigen, dass man Partner und nicht Gegner ist. 

In den Kommunen ist die Vergnügungssteuer das größte Problem für die Unternehmen. Sie treibt geradezu absurde Blüten, worüber man sich blendend aufregen kann. Es führt nur zu nichts. Wichtiger ist der Transport der schlichten Erkenntnis, dass Kommunen, die mit Vergnügungssteuern legales Geldspiel wirtschaftlich unattraktiv machen und Spielsucht bekämpfen wollen, dem illegalen Spiel letztlich den Boden bereiten. Diese Botschaft kann man politisch forcieren. Aber auch juristisch. Denn Verhinderung von legalem Spiel konterkariert augenscheinlich den Auftrag, den der Glücksspielstaatsvertrag dem legalen Spiel zuschreibt. 

Die Länder sind zusammen mit den Kommunen ordnungspolitisch beim Kampf gegen das illegale Spiel besonders in der Pflicht. Aber sie schaffen es nicht. Erfahrungsgemäß nehmen sie jedoch Hilfe an. Schulungen, Zusammenarbeit mit Ordnungsämtern, das alles wird gerne genommen. Es muss aber verknüpft werden mit systematisierter politischer Information – und Hilfe darf auch keine Einbahnstraße sein. Die Politik muss wissen, wer ihr Partner ist und mit wem sie ihre Ziele erreichen kann. 

Dazu kommt, dass sich die Branche endlich errechnet und hochrechnet, welcher bürokratische Aufwand mit allem zusammenhängt, was mit Prävention, Sozialkonzepten und Personal-Schulungen zu tun hat. Das ist enorm und verursacht ebenso enorme Kosten. Auch das muss in den Reihen der Politiker gesehen und verstanden werden. 

Beim Bund liegt die Spielverordnung, das regulative Herzstück unseres Spiels. Dieses Herz schlägt aber nicht mehr gut. Die geltenden Regeln sind immer weniger marktgerecht. Das spielende Publikum will sie nicht mehr. Wer denkt, das sei Spielerschutz, ist naiv. Das Publikum wandert weiter, zum illegalen Spiel. Und die legalen Unternehmen gehen darüber zugrunde. Die Branche hat ein ausgewogenes Regelwerk vorgeschlagen. Das muss nach vorne gebracht werden. 

Es ist an der Branche, der Politik den Zusammenhang zwischen Legalität, Spielerschutz und Wirtschaftlichkeit vorzurechnen. Immer wieder. Denn wer nicht jeden Tag damit zu tun hat, dem ist das nicht ohne Weiteres klar. Deshalb ist das so mühsam, aber unumgänglich. Gerade jetzt. Es sieht so aus, als würde sich in der Politik ein Fenster für ein Denken mit mehr Pragmatismus und weniger Ideologie öffnen. Denn anders ist der wirtschaftliche Abschwung nicht zu stoppen. Die Branche muss dafür sorgen, dass ihr sauberes Spiel den Sog nach oben erwischt – falls es ihn gibt. 

Manfred Schlösser
Verleger games & business
schloesser@gamesundbusiness.de