Illegales Glücksspiel: Erfahrungsbericht und Mittel gegen das illegale Spiel

Tim Szent-Ivanyi, Korrespondent des Redaktionsnetzwerks (RND), hat eine Razzia gegen illegales Glücksspiel in Berlin begleitet. Sein Artikel „Das kriminelle Spiel mit dem Glück“ verdeutlicht anschaulich die Facetten des illegalen Glücksspiels. Und zeigt einen Vollzug, der der Lage nicht Herr wird. Beim geschilderten Einsatz in Berlin nahmen rund 50 Beamte aus dem Landeskriminalamt, der Polizei, vom Zoll, von der Steuerfahndung und vom Ordnungsamt teil. Auch der Drogenbeauftragte der Bundesregierung Burkhard Blienert (SPD) war laut Bericht dabei.

Kampf gegen Windmühlen

Während der Razzia ging es in getarnte Gaststätten – sogenannte Fake- bzw. Scheingastronomien oder Café-Casinos, in denen illegal gespielt wird. In Gastronomien mit Hinterzimmern, in denen Fun Games stehen und illegal gewettet wird. Und in geschlossene, ehemals legale Spielhallen, in denen jetzt illegale Anbieter ihr Geschäft machen. Mit manipulierten Automaten. Und Automaten, die nicht – wie gesetzlich verpflichtet – an das Sperrsystem OASIS angeschlossen sind. Zehn illegal betriebene Geräte werden im Rahmen der Razzia abgebaut und Gelder aus den Automaten einkassiert. Als „Anzahlung für die anstehenden Bußgeldverfahren“, wie es im Artikel heißt.

„Wir kommen einfach nicht hinterher“, sagt Philipp Meinert von der Senatsverwaltung im RND-Bericht. „Was wir hier machen, ist wichtig, aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Der Drogenbeauftragte Blienert spricht von Sisyphusarbeit und dass sich die Bilder bundesweit gleichen würden. „Die Massivität, mit der Gesetze und Vorschriften gebrochen werden, ist schon erschreckend“, wird er mit Blick auf das illegale Glücksspiel zitiert. An anderer Stelle heißt es, der Staat führe einen Kampf gegen Windmühlen. Zum RND-Artikel, der hinter einer Bezahlschranke liegt, geht es hier.

Konjunkturprogramm zugunsten der Illegalität

Zu Berlin, dem Land, in dem die Behörden in Sachen illegales Glücksspiel laut RND-Artikel nicht mehr hinterherkommen, äußert sich in der am 15. September erscheinenden September-Ausgabe von games & business auch Automatenunternehmer Thomas Breitkopf. Der Vorsitzende des Verbands der Automatenkaufleute Berlin & Ostdeutschland macht deutlich: „In unserem Verbandsgebiet nimmt das illegale Glücksspiel flächendeckend zu; insbesondere durch den Betrieb sogenannter ‚Fun Games‘. Die Warnungen vor der Abwanderung in das illegale Spiel nimmt die Politik zwar wahr, misst ihr aber nicht den Stellenwert bei, der nötig ist. Das wird besonders in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern sichtbar. Hier wurde durch eine Regulierung mit dem Zollstock und weiteren massiven Einschränkungen wie etwa dem Verzehrverbot in Berlin ein Konjunkturprogramm zugunsten der Illegalität geschaffen.“

Stärkung für Vollzug und legales Spiel

Doch das sich immer stärker ausweitende illegale Spiel ist ein bundesweites Phänomen. Der Blick auf die Kriminalstatistik genügt. Aus NRW wurde zuletzt mit Blick auf illegales Glücksspiel gar ein Versagenseingeständnis der Behörden publik. Die deutsche Automatenwirtschaft warnt seit Jahren vor dem Erstarken des illegalen Spiels. Und weist unter anderem auf zwei Gründe hin: wegregulierte legale Spielstandorte und das – gesetzlich verordnete – unattraktivere Spiel an legalen Geräten.

Georg Stecker, Vorstandssprecher des Dachverbands Die Deutsche Automatenwirtschaft (DAW), erläuterte Anfang 2023 beim Spielstudio-Podcast von Westlotto: „Das Problem ist, dass durch verfehlte Regulierung Illegalität produziert wird. Durch die Reduktion legaler Angebote wird das Bedürfnis der Menschen nicht mehr befriedigt, die dann auf illegale Angebote ausweichen.“ Fatal sei auch die gesetzlich verordnete „Herabsetzung der Attraktivität“ des legalen Angebots. Die Geräte des legalen gewerblichen Spiels würden dadurch als weniger spannend empfunden. Diese führe ebenfalls zu Ausweichbewegungen hin zum illegalen Spiel. Vor diesem Hintergrund brauche es – neben einer Stärkung des Vollzugs – die Stärkung des legalen Spiels.

Ganzheitliche Konzepte im Kampf gegen illegales Spiel

Die Spitzenverbände der deutschen Automatenwirtschaft haben unter dem Dach der DAW Konzepte entwickelt, wie einerseits im Zusammenspiel von Behörden und legalen Anbietern gegen das illegale Spiel vorgegangen werden kann. Andererseits wurden Anregungen für eine Novellierung der Spielverordnung erarbeitet, von denen die Automatenwirtschaft ausgeht, dass sie das legale Automatenspiel bedürfnisgerechter und damit resilienter gegen das illegale Spiel macht. games & business berichtet über die Inhalte des Maßnahmenkatalogs ausführlich in seiner August-Ausgabe. Zuvor lieferte der Dachverband DAW bereits ein gemeinsames Diskussionspapier mit dem Deutschen Städte- und Gemeindebund. Mit Vorschlägen, wie legales Glücksspiel in Städten und Gemeinden veranstaltet werden kann, wie Jugendschutz beim Glücksspiel gestärkt und die Bekämpfung des illegalen Glücksspiels intensiviert werden kann.

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