„Jedes 3. Geldspielgerät ist illegal“

„Jedes 3. oder 4. Geldspielgerät in Deutschland ist illegal“, betonte Dr. Jörg Pietsch, Leiter des Arbeitsstabs des Bundesdrogenbeauftragten, bei der Mitgliederversammlung des Fachverbands Gastronomie-Aufstellunternehmer (FGA) in Berlin. Mehr als 50 Prozent des gesamten in Deutschland erwirtschafteten Bruttospielertrags entstünden mittlerweile im illegalen Markt, „wo es keinen Spieler- und Jugendschutz gibt“, kritisierte Pietsch. Dies sei auch „eine unlautere Konkurrenz für jeden, der sich an die Regeln hält“ und erhöhe den ökonomischen Druck, monierte Pietsch. „Wir brauchen eine andere Durchsetzung der Regeln“, forderte er. Mit Blick auf die laufende Evaluierung der Spielverordnung unterstrich Pietsch, dass eine neue Spielverordnung „widerspruchsfreier und leichter umzusetzen und zu kontrollieren“ sein müsse. Pietsch dankte dem FGA und seiner Präsidentin Sabine Dittmers-Meyer für den „vertrauensvollen Austausch“, auf dessen Basis man „gut zu gemeinsamen Lösungen kommen“ könne.

Auch Georg Stecker, Sprecher des Vorstands der Deutschen Automatenwirtschaft, und Thomas Breitkopf, Präsident des Bundesverbands Automatenunternehmer, gratulierten dem FGA zu seinem zehnjährigen Bestehen. Beide betonten die „innovative, konstruktive und hartnäckige“ Arbeit, mit der der Verband sich für die Gastro-Aufstellung in Deutschland einsetze.

Ein besonderer Gast auf der Mitgliedervesammlung des FGA war Kriminalhauptkommissarin Bettina Eichler vom Polizeipräsidium Köln. Die Kripo-Beamtin berichtete von der massiven Ausbreitung des illegalen Spiels in Deutschland, der dringend mehr Einhalt geboten werden müsse. Derzeit gäbe es 40.000 bis 50.000 illegale Fun Games in Deutschland, von denen jedes einzelne Gerät monatlich einen Netto-Umsatz von rund 10.000 Euro mache. Selbst bei einer sehr konservativen Annahme von lediglich 5.000 Euro pro Monat bedeute dies einen illegal erwirtschafteten Bruttospielertrag von 3 Milliarden Euro pro Jahr. Ohne einen Cent Vergnügungs- oder Umsatzsteuer und ohne jeden Spielerschutz, wie Eichler betonte. Dieses „explosionsartige“ Ansteigen des illegalen Spiels, gerade auch nach der Corona-Pandemie, sehe inzwischen auch die Politik, sagte Eichler.

Es sei wichtig, dass Aufstellunternehmer, die illegales Glücksspiel melden wollten, dies direkt bei der Polizei täten und nicht bei den Ordnungsämtern, stelle Eichler klar. Die Polizei verfüge über gezieltere Ahndungsmaßnahmen und stelle beispielsweise illegale Geldspielgeräte direkt sicher, anstatt sie nur zu versiegeln. Ansonsten bestehe immer die Gefahr, dass illegale Geräte „über Nacht verschwinden“. Wenn erst über anonyme Meldeplattformen Ordnungsämter und Detekteien informiert würden, koste dies Zeit und erhöhe das Risiko, dass die illegalen Geräte bereits abgebaut seien, bevor die Polizei zugreifen könne. Außerdem seien Polizeibeamte oft besser geschult, um illegale Geräte zu erkennen. Die Täter versuchten nämlich, Fun Games als Unterhaltungsgeräte zu tarnen und installierten etwa Spiele wie „Tetris“ auf vorgeschalteten Bildschirmen.

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Foto: Im 10. Jahr seines Bestehens hat der Fachverband Gastronomie-Aufstellunternehmer (FGA) eine neue Informationsbroschüre herausgebracht. FGA-Präsidentin Sabine Dittmers-Meyer (Mitte) und die Vorstandsmitglieder (v. l.) Philipp Duske, Michael Stang, Thomas Kießling, Frank Sengpiel, Andy Meindl sowie FGA-Rechtsbeistand Marcus Röll präsentierten diese Broschüre bei der Mitgliederversammlung in Berlin.