Nächstes Kapitel in der Causa Tipster

Der deutsche Unternehmer Dennis Lindner hat nach Informationen der Süddeutschen Zeitung (SZ) für die „Reste der Firma Tipster“ eine „Millionensumme“ gezahlt. Der Unternehmer aus dem Ruhrgebiet habe gekauft, „was vom Sportwettenanbieter Tipster übrig ist“, schreibt die SZ. Für den Fall, dass sich der Käufer neben Tipico & Co. als neuer Konkurrent positionieren möchte, müsste er noch einmal viel Geld in die Hand nehmen, um die eigene Marke bekannt zu machen, so die Autoren. Wer eine Lizenz haben möchte, müsse weitere mindestens fünf Millionen Euro bei der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) als Sicherheitsleistung hinterlegen, heißt es im Bericht.

Razzia und Lizenzentzug

Im April war es beim Sportwettanbieter Tipster zu einer Großrazzia der Polizei gekommen. Ein Dienstleistungsunternehmen der Tipster-Gruppe als auch die Erlaubnisinhaberin Tipster Limited meldeten Insolvenz an. Die GGL entzog dem Sportwettenanbieter Tipster Limited die erteilte Erlaubnis zur Veranstaltung von Sportwetten im Internet und im stationären Betrieb. Hintergrund der Razzia war ein mutmaßliches Betrugssystem. Der SZ zufolge soll Tipster zwischen 2014 und 2020 rund 700 Millionen Euro am Fiskus vorbeigeleitet haben. Der Steuerschaden wird auf 35 Millionen Euro beziffert. Die Anklage gegen sechs beschuldigte Führungskräfte mit anschließendem Prozess werde für 2024 erwartet.

Weitere Schritte noch spekulativ

Als Insolvenzverwalter der Tipster Ltd. wurde Dr. Jörg Gollnick von der Kölner Kanzlei Heidland Werres Diederichs Rechtsanwälte (HWD) eingesetzt. „Wir haben einen strukturierten Investorenprozess aufgesetzt, um mit Hilfe eines starken Partners den Geschäftsbetrieb für die Tipster-Gruppe inklusive ihrer Franchisenehmer langfristig zu sichern“, sagte Gollnick im Juni. Dieser Partner ist laut SZ nun gefunden. Bislang sei über Tipster-Käufer Lindner „relativ wenig bekannt“. Von besonderem Interesse für den Unternehmer könnten die Algorithmen sein, mit denen Tipster sein Wettangebot betrieb oder auch die Kundendaten, spekuliert die SZ. Am wahrscheinlichsten ist in ihren Augen jedoch die Neuaufnahme des Geschäfts. Auch wenn der deutsche Markt mit fast 30 lizenzierten Wettanbietern bereits vergleichsweise gesättigt sei.

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