19.06.2023
DSWV erneuert Kritik an Jahrbuch Sucht
Obwohl der Deutsche Sportwettenverband (DSWV) auf falsche Zahlen im „Jahrbuch Sucht 2023“ der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) hingewiesen hat, verwendet die DHS in der überarbeiteten Version des Beitrags „2.4 Glücksspiel – Zahlen und Fakten“ immer noch die falsche Umsatzangabe von 18,257 Milliarden Euro für das Jahr 2021. Darauf weist der DSWV in einer Pressemitteilung hin. Tatsächlich hätten die Wetteinsätze im Jahr 2021 jedoch 9,4 Milliarden Euro betragen, was einer Steigerung von 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspreche.
Fragwürdige Quellen
Der verantwortliche Autor, Prof. Gerhard Meyer von der Abteilung „Gesundheit & Gesellschaft“ des Institutes für Public Health und Pflegeforschung der Universität Bremen, hat die Zahl basierend auf einem Bruttospielertrag von 1,3 Milliarden Euro und einer angeblichen Auszahlungsquote der Sportwettenanbieter von 93 Prozent berechnet, berichtet der DSWV. Diese Quote ziehe er aus „vorliegenden Vergleichen“. Leider seien die Quellen für die Vergleiche im Beitrag in der Studie selbst nicht angegeben, dafür jedoch im Hinweis zur Korrektur, der auf der Homepage der DHS erschienen ist. Die Quellen für diese Vergleiche (fussballwetten.com, sportwettentest.net, wettanbieter.de) sind laut DSWV jedoch fragwürdig und nicht für eine wissenschaftliche Studie geeignet.
Die Kritikpunkte des DSWV im Wortlaut:
- Die Internetseite fussballwetten.com hat ein unvollständiges Impressum, die für die Seite verantwortliche Person oder das dahinterstehende Unternehmen sind nicht zu ermitteln. Bei genauerer Betrachtung der Seite lässt sich auch eine Vermutung aufstellen, wieso das Impressum unvollständig ist: Die Seite betreibt Werbung für in Deutschland illegales Glücksspiel. Von den dort empfohlenen „TOP 10 der Wettanbieter“ verfügt kein einziger über eine Erlaubnis in Deutschland. Laut der Internetseite könnten Buchmacher auch mit Lizenzen aus Curaçao legal und sicher Wetten anbieten. Dies trifft auf Deutschland nicht zu und eine solche Aussage legt die Axt an jegliche Bemühungen, einen legalen und sicheren Sportwettenmarkt in Deutschland zu schaffen.
- Der Autor der beiden weiteren Webseiten (sportwettentest.net, wettanbieter.de) wird nur mit dem Vornamen „Heinz“ angegeben. Dessen Aussagen zu den Ausschüttungsquoten (also der Anteil vom Spieleinsatz, den ein Wettanbieter seinen Kunden als Gewinn wieder auszahlt) sind sehr verkürzt. Diese variieren nämlich von Anbieter zu Anbieter und von Wette zu Wette. Sie werden durch eine Reihe von Faktoren – wie zum Beispiel der Wettbewerbsintensität, der Steuerbelastung, der Kostenstruktur und der Risikobereitschaft eines Buchmachers sowie dem Spielverhalten seiner Kunden – determiniert. Beispielsweise sind große Differenzen zwischen dem Online-Markt (tendenziell höhere Ausschüttungen) und Wett-Shops (tendenziell geringere Ausschüttungen) zu verzeichnen. Ein Buchmacher, dessen Kunden überwiegend Kombinationswetten spielen, hat eher eine geringere Gewinnausschüttung als ein Buchmacher, der viele Einzelwetten erhält. Die Ausschüttungsquoten können auch beim gleichen Anbieter von Monat zu Monat variieren. Jedenfalls ist die von „Heinz“ angegebene und von Prof. Meyer in seiner Berechnung übernommene Ausschüttungsquote von 93 Prozent keine realistisch anzunehmende durchschnittliche Ausschüttungsquote (zumal bei der in Deutschland hohen Steuerlast von 5,3 Prozent auf jeden Wetteinsatz).
Steuereinnahmen verlässliche Grundlage
Es ist laut DSWV „bedauerlich, dass am Bremer Institut für Public Health und Pflegeforschung, das für sich in Anspruch nimmt, Glücksspielforschung zu betreiben, Quellen wie ‚Heinz aus dem Internet‘ als Grundlage wissenschaftlicher Arbeit herangezogen werden“. Dabei gebe es mit den vom Bundesministerium der Finanzen monatlich veröffentlichten kassenmäßigen Steuereinnahmen und der bekannten Wettsteuer in Höhe von 5,3 Prozent auf jede abgegebene Wette eine verlässliche Berechnungsgrundlage, die für jeden nachvollziehbar sei und ein gesichertes Ergebnis über die Größe des legalen Sportwettenmarktes in Deutschland liefere. Die kumulierten Wetteinsätze hätten demzufolge im Jahr 2021 9,4 Milliarden Euro betragen. Diesen Rechnungsweg hat der DSWV in der ersten Korrekturaufforderung gegenüber der DHS und Prof. Meyer dargelegt.