
Manfred Schlösser
30.04.2025
Bescheidene Lage
Seit Donald Trump den bisherigen Welthandel mit seinem Zoll-Krieg zerschmettert hat, überschattet dieses Thema die Koalitionsverhandlungen in Deutschland. Verständlich nicht nur, weil unter den mehr als 8 Billionen vernichteter US-Dollar an den Börsen auch Gelder vieler deutscher Landsleute sein dürften. Außerdem haben 3 Jahre Rezession ihre Spuren hinterlassen und werden jetzt dramatisch verstärkt durch die Ängste um schlechte Auftragslagen, um Jobs und drastische Preissteigerungen. In Zeiten, in denen alle global produzieren und alles global verschicken – in solchen Zeiten haut der amerikanische Deal-Maker voll die Handels-Bremse rein.
Verständlich also, dass Trump Friedrich Merz und Genossen aus den Schlagzeilen verdrängt hat. Vielleicht ist es auch gut für die Koalitionsverhandlungen, wenn nicht jedes durchgesteckte Papier auf großes Interesse stößt. Bleibt zu hoffen, dass etwas mehr Stille die Augen der Koalitionäre auf das lenkt, was sie eigentlich vorhatten, nämlich eine wirkungsvolle Reformpolitik zu verabreden und in die Tat umzusetzen. Was bisher zu hören und lesen war, das klang eher nach handfester Klientelpolitik – von beiden Seiten. Es könnte auch die Chance auf nötige Reformen vergrößern, wenn nicht mehr jeder Kleinkram Thema unter den jeweiligen Partei-Granden wäre. Wobei der Mitgliederentscheid der SPD noch als große Klientel-Hürde bleibt.
Dies alles vor dem Hintergrund, dass die AfD der CDU in Umfragen immer näher auf die Pelle rückt. Viele konservative Wähler verstehen halt nicht, warum eine konservative Mehrheit ständig gefühlt in der „Gefangenschaft“ von Rot oder Grün ist. Das verunsichert und führt zu Wählerwanderungen.
Wobei aber klar ist: Die Leute, die von SPD oder CDU zur AfD übergelaufen sind, sie wollen keinen Höcke, keinen Krah und erst recht keinen Hitler. Sie wollen Zeiten wie unter Helmut Schmidt oder Helmut Kohl. Da fragt die renommierte Medienplattform „thepioneer“: „Ist Blau das neue Grün?“ und erinnert an Zeiten, als niemand mit den Grünen wollte. In ihren Reihen waren zu viele Anarchisten, Maoisten und Friedensengel. Die Realpolitik in Zeiten der Koalitionen hat sie dann aber wieder in ihre Großstadtzirkel vertrieben. Spätestens als Joschka Fischer sich für den Kriegseinsatz in Ex-Jugoslawien stark machte. Ein Modell für den Umgang mit der AfD? Vielleicht ist es auch mal Zeit, dass aus den Reihen der CDU jemand den Mut findet und der AfD zuruft: „Schmeißt die Rechtsextremen und Kriminellen raus, dann können wir zumindest mal reden.“ Derzeit wird kein Führungs-Schwarzer den Mut dazu aufbringen.
Klar ist aber auch: Nur mit einer wirtschaftsfreundlicheren Politik, mal ohne Grüne und SPD, wird der Automatenwirtschaft nicht sonderlich geholfen sein – anderen Branchen auch nicht. Beamte und Angestellte in Kommunen und Ländern zwingen den Unternehmen mehr Alltagsstress auf, als es die Politik selbst je tun könnte. Wie sagte mir einst ein hoher Landesbeamter: „Mir ist egal wer unter mir Minister ist.“ Diese Haltung und diesen Unfug muss eine neue Bundesregierung mit klarer Ansage ausbremsen. Spricht man Unternehmer darauf an, vom Landwirt über den Handwerker bis zum Konzernchef, so erntet man Beschimpfungen bis hin zu Hasstiraden. Politik scheint in ihren Wolkenkuckucksheimen davon nichts mitzubekommen. Das können nur Verbände, Unternehmen und wir Bürger ändern. Machen wir uns auf.
Manfred Schlösser
Verleger games & business
schloesser@gamesundbusiness.de