Dehoga: „7 Prozent müssen bleiben“

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga Bundesverband) warnt vor einem verheerenden Szenario für das deutsche Gastgewerbe, sollte die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie von aktuell 7 auf 19 Prozent steigen. Über 12.000 Betriebsschließungen, Preissteigerungen von mehr als 15 Prozent, sinkende Umsätze und weniger Jobs lautet einer Pressemitteilung des Verbands zufolge die düstere Prognose. Der Dehoga stützt sich dabei auf eine aktuelle Umfrage, an der sich 9.600 Mitgliedsbetriebe beteiligt haben. „Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer zum 1. Januar 2024 wäre eine Katastrophe mit fatalen Folgen für die Betriebe unserer Branche und ihre Beschäftigten, aber auch für die Gäste und die Tourismuswirtschaft in Deutschland“, erklärt Dehoga-Präsident Guido Zöllick (Foto). „Es dürfen nicht noch mehr ,öffentliche Wohnzimmer‘ verschwinden. Deshalb müssen die 7 Prozent bleiben.“

Preissteigerungen und Umsatzverluste

Bei einer Heraufsetzung der Mehrwertsteuer von 7 auf 19 Prozent sehen sich laut der Dehoga-Umfrage 95,7 Prozent der Unternehmer gezwungen, ihre Preise zu erhöhen. „Nur mit den 7 Prozent ist es bisher gelungen, die explodierenden Kosten bei Energie, Lebensmitteln und Personal zumindest teilweise aufzufangen“, hebt Zöllick hervor. Bei einer Steuererhöhung und den weiterhin hohen Kosten für Lebensmittel, Gehälter und Energie würden die Preise nach Angaben der Unternehmer dabei um durchschnittlich 15,5 Prozent steigen. In der Folge würde die Nachfrage einbrechen, erneute Umsatzverluste wären die Konsequenz. 81,5 Prozent der Betriebe gehen davon aus, dass die Nachfrage stark (57,1 Prozent) bis sehr stark (24,4 Prozent) sinken würde. 86 Prozent der Unternehmer rechnen zudem damit, dass die Gäste stark (58 Prozent) bis sehr stark (28 Prozent) sparen würden. Damit einhergehend sagen 74 Prozent im Falle eine Mehrwertsteuererhöhung sinkende Nettoumsätze voraus. „Gastronomie muss bezahlbar bleiben“, betont Zöllick.

Existenzängste nehmen zu

Angesichts der aktuellen „gewaltigen Herausforderungen“ stünden bei einer Mehrwertsteuererhöhung zahlreiche Arbeitsplätze auf dem Spiel, die Wirtschaftlichkeit der Betriebe würde erneut bedroht. „Die sieben Prozent müssen bleiben, sonst kommen viele Betriebe wieder in Existenznot“, sagt Zöllick und verweist auf die Umfrageergebnisse. Auf die Frage, ob sie im Falle einer Mehrwertsteuererhöhung ihren Betrieb aufgeben müssten, antworteten 49,3 Prozent, sie wüssten es noch nicht. Nur 43,8 Prozent verneinten diese Frage. Eines sei klar: „Wenn Existenzen vernichtet würden, zöge auch der Staat den Kürzeren“, so der Dehoga-Präsident. Wie aus der Umfrage weiter hervorgeht, würden fast 70 Prozent (67,7 Prozent) ihre Investitionen reduzieren, sollten die 7 Prozent nicht beibehalten werden. „Das träfe in empfindlichem Maße auch unsere Partner der gastgewerblichen Zulieferindustrie“, macht Zöllick deutlich.

Folgen der Pandemie immer noch zu spüren

Erschwerend für die Betriebe hinzu kommen die Nachwirkungen der Pandemie. An vorderster Stelle nennen die Unternehmer den Mitarbeitermangel (66,4 Prozent), gefolgt von der Tilgung coronabedingter Kredite (40,4 Prozent), vom Investitionsstau (37,1 Prozent) und von der Wiederaufstockung der Rücklagen für das Alter (34,5 Prozent). „Noch immer haben die Betriebe die Vorkrisenumsätze nicht erreicht“, sagt Zöllick. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lagen die Umsätze von Januar bis April real 12,3 Prozent unter denen der ersten vier Monate 2019, also vor Ausbruch der Pandemie.

In der EU die Regel

„Wir appellieren eindringlich an die Politik, endlich die dauerhafte Geltung der 7 Prozent Mehrwertsteuer zu beschließen“, so Zöllick. Dabei fordere die Branche nichts „Außergewöhnliches“. „Der reduzierte Mehrwertsteuersatz für Speisen in der Gastronomie ist in der EU die Regel“, berichtet der Dehoga-Präsident. An der Umfrage des Dehoga zu den Folgen einer Mehrwertsteuererhöhung für Speisen in der Gastronomie nahmen vom 3. bis 5. Juli 9.600 gastgewerbliche Betriebe aus ganz Deutschland teil.

Foto: © Dehoga Bundesverband/Svea Pietschmann