Lockdown führte zu geringerem Spielkonsum

Ein nur sehr geringer Teil der Befragten hatte während der Lockdowns einen erhöhten Spielkonsum, viele Spielerinnen und Spieler hörten ganz mit dem Spielen auf und es gab kein massives Umschwenken auf das Online-Glücksspiel – dies waren die Ergebnisse zweier Studien, die auf dem Symposium Glücksspiel der Uni Hohenheim am 16. März vorgestellt wurden.

Dr. Anne Koopmann von der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim stellte die Resultate ihrer Studie vor. Die nicht-repräsentative Studie wurde unter über 3.000 Probanden durchgeführt. Es wurde überprüft, ob der erste Lockdown einen Einfluss auf das Glücksspielverhalten der Bevölkerung in Deutschland hatte. Die Studie überprüfte dies auch für andere Parameter wie Alkohol-, Tabakkonsum oder das Ess- und Sportverhalten. Koopmann wies darauf hin, dass die Studie keine Aussagen über langfristige Veränderungen des Verhaltens liefern könne.

Erhöhter Spielkonsum bei lediglich 3,8 Prozent

Vom 8. April bis 11. Mai 2020 wurden anonyme Online-Befragungen unter 18- bis 80-jährigen Frauen und Männern durchgeführt. 66,9 Prozent der Studienteilnehmenden hatten gar keinen Spielkonsum, 33,1 Prozent hatten Spielkonsum. Bei 16,5 Prozent gab es einen reduzierten Spielkonsum, bei 13,7 Prozent einen unveränderten Spielkonsum und lediglich 3,8 Prozent gaben an, einen erhöhten Spielkonsum zu haben, hier vor allem an Online-Spielautomaten, sowie Online- und Offline-Roulette – und das, obwohl diese Online-Spielformen illegal waren, es sei denn die Befragten lebten in Schleswig-Holstein, und das terrestrische Spiel geschlossen! Größter Risikofaktor vermehrt zu spielen sei gefühlter Stress gewesen. Diese Ergebnisse würden sich mit internationalen Studien decken, die in der Mehrheit eine Reduktion des Gesamt-Spielkonsums aufweisen würden sowie wenig Wechsel von Offline- in Online-Spiele. Dies seien allerdings Erhebungen aus dem 1. Lockdown und keine Langzeiterhebungen.

Viele Spieler hörten ganz auf

Auch Dr. Jens Kalke vom Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung kam bei der von ihm und Kollegen durchgeführten Studie zu den Auswirkungen der Covid-19-bedingten Lockdowns auf das Glücksspielverhalten (Online-Befragung von 4.672 Personen ab 18 Jahren, Dezember 2020/Januar 2021) zu ähnlichen Ergebnissen. Die kurzfristigen Schließungen von terrestrischen Spielstätten führten dazu, dass ein Teil der Glücksspielerinnen und -spieler mit dem Spielen aufgehört hat – vor allem Casino- (68 Prozent) und Spielhallenbesucher (54 Prozent) gaben an, das Glücksspiel vollständig eingestellt zu haben. Etwa ein Fünftel dieser Menschen gaben als Grund an, dass es ihnen ohne das Spielen besser geht. Je größer die Spielprobleme gewesen seien, desto stärker habe der Lockdown die Betroffenen zum Aufhören bewegt, sagte Kalke.

Ein massives Umschwenken auf das Online-Glücksspiel sei nicht erkennbar. Als Grund für die Zurückhaltung bei der Online-Nutzung sei spielformübergreifend von der Mehrheit die fehlende Freude am Spiel ohne soziale Kontakte angegeben worden. Kalke wies darauf hin, dass Personen, die sowohl online als auch terrestrisch spielten, von Spielproblemen in besonderem Maße betroffen seien. Werbung hätte mehr als ein Fünftel der Befragten animiert, mit dem Spielen anzufangen.

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