Glücksspielatlas: Institut moniert unkritischen Umgang von Medien

Das Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) veröffentlicht seit 2012 die „Unstatistik des Monats“. Die aktuelle „Unstatistik“ für den Oktober 2024 befasst sich mit der medialen Berichterstattung über den „Glücksspielatlas Deutschland 2023“. Die Autoren Dr. Katharina Schüller und Prof. Dr. Gerd Antes bemängeln im Artikel neben der Befragungsmethodik der Studie auch einen unkritischen Umgang diverser Medien mit den Ergebnissen.

Kritik an Glücksspielatlas von mehreren Seiten

Der Glücksspielatlas wird gemeinsam vom Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) in Hamburg, der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) und der Arbeitseinheit Glücksspielforschung an der Universität Bremen herausgegeben. Er soll laut den Herausgebern eine „kompakte und anschauliche Darstellung aller relevanten Aspekte des Querschnittsthemas Glücksspiel“ bieten. Hierzu tragen die Wissenschaftler Daten aus verschiedenen Studien rund um das Thema Glücksspiel zusammen. Laut den Autoren der „Unstatistik“ wird die Abhängigkeit der Befragungsergebnisse von der Befragungsmethodik kaum thematisiert. 2019 wechselte der Auftragnehmer der Studie. Seitdem wurde die Studie auch mit einer neuen Methode erhoben. „Mit der Vergabe an die Bremer Suchtforscher stiegen die geschätzten Zahlen der Menschen mit Glücksspielproblemen dramatisch an“, heißt es auf der Unstatistik-Seite des RWI. Die Forscher plädieren außerdem dafür, dass die Politik neben einer Expertise im Bereich der Suchtforschung auch statistische Fachexpertise bei Studien sicherstellen sollte. Des Weiteren kritisieren sie ein fehlendes Bewusstsein bei Medien und Politik dafür, wie herausfordernd es ist, repräsentative Daten zu gewinnen. Die vollständige Kritik der RWI-Autoren können Sie hier nachlesen.

Mit ihrer Kritik an dem Glücksspielatlas 2023 sind die Wissenschaftler nicht allein. Bereits im März diesen Jahres übte der Verband der Deutschen Automatenindustrie (VDAI) scharfe Kritik. Unter anderem stellt der Verband tendenziöse Information des Lesers durch eine einseitige Darstellung des Glücksspiels, eine durchgängige Diskreditierung der privaten Glücksspielwirtschaft und alarmistische Suggestionen im Bezug auf Spielerschutz heraus. Im Detail führt das VDAI-Dokument 30 Kritikpunkte mit Quellenangaben und Hinweisen auf Studienergebnisse auf. Das gesamte Dokument „Glücksspielatlas Deutschland 2023 – Fehler, Mängel, Fragwürdigkeiten“ finden Sie unter www.vdai.de/maengel-gluecksspielatlas.

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