11.12.2025
Warten auf den Sommer: FSH-Jahreshauptversammlung in Berlin
„Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“, sang einst Rudi Carrell – und so war auch die diesjährige Sitzung des Fachverbands Spielhallen (FSH) überschrieben. Spoiler: Es dauert wohl noch eine Weile, motivierte Vorsitzender Frank Waldeck die Mitglieder zum Durchhalten. Warum das so für die Unternehmerinnen und Unternehmer ist und welche Faktoren dafür verantwortlich sind, kam am 10. Dezember im NH Collection Hotel am Checkpoint Charlie in ganz unterschiedlichen Formaten auf den Tisch. Zuvor aber wurde ein Vorstandsmitglied verabschiedet und ein neues begrüßt. Jean Pierre Berlejung geht, aber nicht so ganz. Er bleibt dem Verband als Fördermitglied erhalten. Neu wirkt jetzt Petra Höcketstaller im FSH-Vorstand mit. Sie engagiert sich wie bereits FSH-Vorständin Johanna Bergstein als Vizepräsidentin im Bundesverband Automatenunternehmen (BA) – und jetzt auch als Schatzmeisterin beim FSH.
Wichtige Tipps für Unternehmer
FSH-Justiziar Tim Hilbert legte einen Fokus seines rechtlichen Überblicks auf Fallstricke bei Arbeitsverträgen. Hilbert informierte, auf was bei Urlaubsansprüchen, Zuschlägen, Krankschreibungen und Gratifikationen zu achten ist. Bei letzteren sollten Arbeitgeber beispielsweise unbedingt ein Widerrufsrecht im Vertrag festhalten. Auch die Mindestlohnsteigerung kam zur Sprache, die es etwa bei Spielhallenübernahmen mit Mitarbeitenden mitzudenken gelte. Mitglieder des Verbands können auf Vertragspakete mit Musterverträgen zugreifen. FSH-Vorstand Tobias Schneegans lenkte den Blick auf Optimierungspotenzial durch Betriebsorganisation und Mitarbeiter trotz fixer Umsätze. Hier bieten zum einen die Vernetzungslösungen für Spielstätten Möglichkeiten. Zum anderen ist der Servicegedanke ein wichtiger Ansatzpunkt.
Schwerpunkt illegales Glücksspiel
Das illegale Glücksspiel, das den legalen Unternehmern in der Branche stark zu schaffen macht, stand bei zwei Programmpunkten des Tages im Fokus. Von BA-Justiziar Stephan Burger gab es Einblicke in Organisation, Ablauf sowie strafrechtliche und zivilrechtliche Maßnahmen der anonymen Meldeplattform BAlarm für illegales Spiel. Die Plattform gibt es seit 2015 und ist laut Burger eine „Erfolgsgeschichte“ im Kampf gegen Verstöße. Die Mitglieder diskutierten, ob sich die Effizienz der durch das Tool angestoßenen Prozesse noch steigern lasse.
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion schilderten die FSH-Vorstandsmitglieder Dirk Fischer und Johanna Bergstein sowie Julia Lensing, Geschäftsführerin des Deutschen Online Casinoverband und Dr. Damir Böhm, Vorstand im Deutschen Sportwettenverband, ihre teils sehr frustrierenden Erfahrungen, was illegale Wettbewerber anbetrifft. Sowohl beim terrestrischen Spiel als auch bei virtuellem Spiel und Sportwetten. Die Diskussion moderierte Petra Schwarz. Fünf Problemfelder wurden unter die Lupe genommen und veranschaulichten, warum das beharrliche Eintreten für eine „smarte Regulierung des Glücksspielmarktes“, wie Bergstein es formulierte, bitter nötig ist. Der ungleiche Wettbewerb mit all seinen wirtschaftlichen Folgen, die fehlenden Steuereinnahmen, der Kanalisierungsauftrag, die Schäden für die Bevölkerung durch fehlenden Verbraucherschutz und eine vielfach in der Wahrnehmung nicht vorhandene bzw. mögliche Differenzierung zwischen legalem und illegalem Angebot. Neben der Bekämpfung der Illegalität braucht es seitens der Politik auch den Willen zur Marktgestaltung, wurde bei allen Spielarten deutlich.
Themenfülle bis zum Abend
Die neue FSH-Schatzmeisterin Petra Höcketstaller entwirrte Zahlen aus Erhebungen zum Glücksspielverhalten. Von der früheren BZgA-Studie über die Glücksspielsurveys 2021/2023 bis hin zur aktuellen Studie von Forsa, des Instituts, das bis 2019 auch die Zahlen für die BZgA-Studien erhob. Die veränderte Methodik bzw. Messmethode der Surveys hatten zur Folge, dass höhere Suchtzahlen als in den Jahren zuvor ihren Weg in Politik und Öffentlichkeit fanden. Dieser suggerierte Anstieg der seit Jahren stabil niedrigen Zahlen wurde durch die neueste Forsa-Befragung widerlegt.
Robin Anstötz vom Institut für Glücksspiel und Gesellschaft (GLÜG) an der Ruhr-Uni-Bochum beleuchtete in seinem Vortrag zentrale Funktionsdefizite des deutschen Glücksspielrechts am Beispiel des Glücksspielstaatsvertrags. Ausgehend von drei Fragen – Adressiert es Spieler und Anbieter? Hält es grundlegende Anforderungen an gute Gesetzgebung ein? Und ist es so ausgestaltet, dass es von Behörden effektiv angewendet wird? – zeigte er, woran das System krankt. An Widersprüchen, Entscheidungsverlagerungen, mangelndem Sachverstand und einigem mehr, was zu einer nicht mehr nachvollziehbaren Rechtsprechung führe. Die wissenschaftlichen Befunde, die auf dem Tisch liegen, müssten von der Politik beachtet werden, so sein Appell.
Lars Rogge, Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Automatenwirtschaft, war als Ansprechpartner für Fragen zum Stand der Spielverordnung vor Ort und erläuterte, was es in einem Zeithorizont bis 2027 für Entwicklungen geben könnte – von der politischen Ebene bis hin zur Industrie. Frank Waldeck versicherte den Anwesenden, dass die Verbandsarbeit 2025 so intensiv wie nie gewesen sei, auch wenn es sich manchmal wie Wattwanderung anfühle. „Man schwitzt und kommt kaum vorwärts.“ Vorwärts geht es beim FSH auf jeden Fall. Am 26. Februar 2026 gibt es einen FSH-Stammtisch bei Automatenunternehmerin Petra Höcketstaller in Bayern. Und am 23. Juni folgt die nächste Jahreshauptversammlung des Verbands in Unterschleißheim. Zumindest meteorologisch wird es dann schon mal Sommer sein. Mehr zur Jahreshauptversammlung des FSH folgt in der Januar-Ausgabe von games & business.
Bild: Der FSH begrüßte auf seiner Winter-Sitzung in diesem Jahr Petra Höcketstaller als neues Vorstandsmitglied, 2026 trifft sich der Verband im Sommer. © games & business