DVTM: Aus dem Tal heraus

Es gab Krisen, aber das Tal ist durchschritten“, beschrieb Rechtsanwalt Frieder Backu (Witzel Erb Backu & Partner) die Situation des Deutschen Verbands für Telekommunikation und Medien (DVTM). Und in der Tat liegt eine Zeit des Umbruchs mit Personalwechseln hinter dem Verband. Beim Treffen am 15. Juli in München blickte man jedoch nach vorne und diskutierte im Rahmen verschiedener Workshops angeregt über den deutschen Online-Glücksspielmarkt. Auch beim Blick auf diesen Markt kann man durchaus von einer Krise sprechen. „Die Steuern aus dem virtuellen Automatenspiel haben sich seit 2022 halbiert. Es läuft nicht rund“, bilanzierte Backu etwa. Allerdings ist hier die Talsohle noch längst nicht passiert.

Esel gegen Rennpferd

Gerade im Hinblick auf die illegale Konkurrenz sind die lizenzierten Anbieter in Deutschland klar im Hintertreffen, die Regulierung lässt ein kompetitives Angebot kaum zu. „Es ist wie auf einem Esel gegen ein Rennpferd anzutreten“, so Backu. Für wachsende Konkurrenz sorgen unter anderem die sogenannten Krypto-Casinos, bei denen mit Krypto-Währungen eingezahlt werden kann. „Krypto ist längst kein Nischenphänomen mehr“, so das Fazit beim DVTM. Um mit diesen neuen Phänomenen richtig umzugehen, müsse man nicht nur Gesetze, sondern auch moderne Netzwerke verstehen.

Allgemein wünscht sich Backu, dass „mehr Realität bei der Regulierung Einzug erhält“. Das gelte beispielsweise für das IP-Blocking, welches Backu als „leicht zu umgehen“ bezeichnet. Ein Problem für die Anbieter von virtuellem Automatenspiel stellt nach wie vor das lange und aufwendige Genehmigungsverfahren durch die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) dar. Sabine Fuxjäger, stellvertrende DVTM-Vorstandsvorsitzende, berichtete aus ihrer Erfahrung bei LeoVegas, dass neue Spiele häufig erst nach Monaten freigegeben werden. So würden Anbieter von virtuellem Automatenspiel teils auf die Freigabe hunderter Spiele warten. Anzahl und Aktualität des legalen Spieleangebots werden so verwässert. „Wir müssen legalen Providern mehr Spiele an die Hand geben. Das wäre der erste Schritt gegen den Schwarzmarkt“, war man sich daher einig.

Unterstützung gegen kriminelle Energie

Viel Know-how erfordert die Einschränkung von Online-Werbung für illegale Angebote. Stefanie Lefeldt, Leiterin Europaangelegenheiten beim Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW), sieht in diesem Bereich durchaus Verbesserungen, gerade im Hinblick auf die Google Werbe-Ads. Der Internetkonzern hatte in Absprache mit der GGL im vergangenen Jahr seine Werberichtlinien verschärft und will so nur noch Werbung von lizenzierten Glücksspielanbietern zulassen. ZAW und DVTM hatten diese Anpassungen schon lange gefordert. Es habe Zeit gebraucht, bis die geänderten Richtlinien Wirkung zeigten, aber inzwischen sei das Ergebnis positiv, fasste Lefeldt zusammen. Der Kampf gegen illegale Werbung sei damit jedoch nicht gewonnen, auch weil man es „mit viel krimineller Energie“ zu tun habe. „Die Behörden sind auf Unterstützung angewiesen, denn sie können nicht alles sehen“, lautete deshalb Lefeldts Appell.

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