
Stefan Dreizehnter
25.08.2025
OASIS – zweite Stufe zünden
Es gibt in dieser Zeit, in der Erfolge selten geworden sind, eine Erfolgsgeschichte zu vermelden. Denn OASIS, das über viele Jahre von der deutschen Automatenwirtschaft geforderte System der Spielersperre, ist ein Erfolg. Wie die Zahlen des Regierungspräsidiums Darmstadt zeigen (S. 30/31 unserer August-Ausgabe), wird das Spielform übergreifende System gut angenommen. Und zwar von Betreibern wie von Kunden, die sich durch ihr Spielverhalten belastet fühlen.
Für die Betreiber, ganz gleich welcher Glücksspielform, bietet das Sperrsystem sehr viel operative Sicherheit. Jedes Spiel beginnt mit einer Abfrage, mit der nicht nur der Sperrstatus, sondern eben auch die Altersprüfung mit gecheckt werden kann. Besser kann neben dem Spielerschutz auch der Jugendschutz nicht gewährleistet werden. Unerwarteter Nebeneffekt: OASIS ist inzwischen durchaus auch Imagefaktor. Denn Unternehmen zeigen damit Verantwortung.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass auch bei Spielhallen der Markt flächendeckend abgedeckt ist. Etwas holpriger war das beim Geldspiel in der Gastronomie. Das hat auch mit der großen Heterogenität der Standorte zu tun. Wenn aber inzwischen rund 28.000 Gastro-Betriebe mit Geldspielern an OASIS angeschlossen sind, kommen wir einer Vollabdeckung schon sehr nahe.
Wie die Zahlen der Spieler zeigen, die sich haben sperren lassen, gibt es durchaus Nachfrage nach diesem Instrument. Menschen, die Probleme mit ihrem Spielverhalten haben, sehen in der Selbstsperre eine Möglichkeit, diese Probleme auf eigene Initiative in den Griff zu kriegen. Das ist gelebte Selbstverantwortung. Besser geht es eigentlich nicht.
Es gibt allerdings keinen Grund, sich entspannt zurückzulehnen. Im Gegenteil ist es jetzt an der Zeit, die zweite Stufe zu zünden. Über OASIS werden nur die Spieler im legalen Spiel erreicht. Aber das geschieht zu einer Zeit, in der auf allen Glückspielebenen das illegale Spiel auf dem Vormarsch ist. Experten schätzen, dass sich der Anteil des illegalen Automatenspiels auf 50 Prozent des Gesamtmarktes zubewegt. Bei Online- Sportwetten und dem Online-Automatenspiel sieht es teilweise noch schlechter aus. Das heißt: OASIS erreicht nur einen Teil des Marktes, der auch noch ständig kleiner wird. Beim illegalen Spiel gibt es weder Spieler- noch Jugendschutz.
Was tun, wenn man davon ausgehen muss, dass der Vollzug mit anderem beschäftigt ist als dem Kampf gegen das illegale Spiel? Eine ehrliche Analyse hilft: Wer als Spielgast vom legalen in das illegale Spiel abgewandert ist, der hat das getan, weil das legale Spiel entweder nicht mehr seinen Bedürfnissen entspricht oder nicht mehr verfügbar war. Oft beides. Und beides hat mit den gesetzlichen Voraussetzungen zu tun. Die Spielverordnung ermöglicht kein marktgerechtes Spiel. Länderregeln und Vergnügungssteuern dezimieren das legale Angebot.
Wer von den Menschen also nicht stur das verlangt, was sie ohnehin nicht tun – nämlich nicht spielen – der muss beide Probleme angehen. Das legale Spiel muss den Spielern gefallen, und nicht der Politik. Und es muss ausreichend verfügbar sein. Jedenfalls besser als das illegale Spiel zurzeit. Nur dann erreicht man Spieler, ehe sie ins illegale Spiel abwandern. Das wird nicht verhindern, dass es weiter Menschen gibt, die Probleme mit ihrem Spielverhalten entwickeln. Aber das legale Spiel macht via OASIS-Sperrsystem diesen Menschen den niedrigschwelligen und vor allem selbstbestimmten Ausstieg gut verfügbar. Das ist nicht nur Spielerschutz, sondern auch Respekt vor dem mündigen Bürger.
Die zweite Stufe für OASIS führt nur über eine Reform der Spielregeln.
Stefan Dreizehnter
Chefredakteur games & business
dreizehnter@gamesundbusiness.de