Illegales Glücksspiel in Leipzig

Die Leipziger Volkszeitung (LVZ, Bezahlinhalt) berichtet über illegales Glücksspiel in Leipzig und die Verdrängung legaler gewerblicher Spielhallen vom Markt. Auch der in Leipzig tätige Automatenunternehmer Andreas Wardemann und Vertreter des Dachverbands Die Deutsche Automatenwirtschaft (DAW) schildern ihre Eindrücke.

Eine der Straßen, die im Fokus des Berichts steht, ist die Eisenbahnstraße in Leipzig. Seit August etwa laufe am Landgericht Leipzig der Prozess gegen einen Barbetreiber aus der Eisenbahnstraße wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe, heißt es in der LVZ. Mit einer speziellen Hard- und Software sollen in seinem Lokal die Einsätze der Spieler an den Automaten nach unten manipuliert worden sein. Außerdem würden in Barbershops und Kosmetiksalons Glücksspielangebote betreiben, heißt es weiter. Schwarzmarktgeräte stünden auch in Parterrewohnungen mit ganztägig heruntergelassenen Jalousien. Im Gegensatz dazu gibt es in besagter Eisenbahnstraße in Leipzig „inzwischen keine einzige legale Spielhalle mehr“, sagt Wardemann.

Branche schlägt Alarm

Die Entwicklung in besagter Eisenbahnstraße ist nicht neu. Die Verbände der Automatenbranche hatten bereits vor Jahren vor der Ausbreitung des illegalen Spiels gewarnt. Die Zahl dieser „spielhallengeprägten Gastronomiebetriebe“ sei in den vergangenen Jahren bundesweit massiv angewachsen, erläutert DAW-Kommunikationschef Thomas Knollmann-Bölter. Die LVZ operiert für die Leipziger Eisenbahnstraße, basierend auf Insider-Erkenntnissen, mit einer Zahl von etwa 20. Auch davor, dass viele dieser Café-Casinos fest in der Hand von Clans und anderer mafiöser Strukturen seien, hatten die Vertreter des legalen gewerblichen Geldspiels immer wieder gewarnt. Passend zitiert die LVZ aus einem vertraulichen Lagebericht des Landeskriminalamtes (LKA) Nordrhein-Westfalen, dass illegales Glücksspiel „eng mit dem Rotlicht- und auch Drogenmilieu verwoben“ sei. Mitmischen würden hier auch Personen aus der Organisierten Kriminalität. Die Situation in Leipzig dürfte nicht grundlegend anders sein, heißt es im Artikel.

Verdrängung legaler Angebote durch Illegale

Die andere Seite der Medaille: In Leipzig müssen aufgrund rigider gesetzlicher Vorschriften, wie es im Bericht heißt, immer mehr legale Spielhallen schließen. Angeführt sind etwa die Abstandsregelungen. Was im Sinne des Kinder- und Jugendschutzes sowie zur Bekämpfung der Glücksspielsucht gut gemeint sei, kommt nach Einschätzung von Experten einer Art Konjunkturprogramm für illegale Hinterzimmercasinos nahe, heißt es weiter. Unternehmer Wardemann berichtet: „Durch die Regulierung haben wir allein in Leipzig zwei Drittel unserer Geräte abbauen beziehungsweise Objekte schließen müssen. Die Standorte in Georg-Schumann-Straße und Eisenbahnstraße mussten wir komplett schließen, am Standort Georgiring um 80 Prozent reduzieren.“ Auch Umsätze seien in diesen Größenordnungen zurückgegangen.

„Wir begrüßen jede Razzia“

In den Lücken, die durch die Schließungen der legalen Spielhallen entstanden sind, machten sich illegale Anbieter breit – eine deutschlandweite Entwicklung. 2022 lag der Schwarzmarktanteil in der Glücksspielbranche bei 30 bis 46 Prozent. Bis zum Jahr 2026 wird eine Erhöhung auf 45 bis 62 Prozent prognostiziert. Das Verhältnis von derzeit rund 161.000 legalen und zirka 55.000 illegalen Geräten werde sich weiter in Richtung des Schwarzmarkes verschieben, so Knollmann-Bölter gegenüber der LVZ. Deshalb macht DAW-Vorstandssprecher Georg Stecker auch deutlich: „Um das Wachstum des Schwarzmarktes nachhaltig zu begrenzen, brauchen wir zweierlei: Der Vollzug muss gestärkt werden, weshalb wir jede aktuelle Razzia begrüßen. Zum anderen kann nur ein ausreichend verfügbares und den Bedürfnissen der Verbraucher gerecht werdendes legales Angebot den Schwarzmarkt austrocknen. Das stärkt am besten den Spieler- und Jugendschutz!“

Das Geschäft am Gesetz vorbei, ohne Sperrstunde und die gesetzlichen Limits, die für das legale gewerbliche Geldspiel gelten, sei zu verlockend, erläutert Unternehmer Wardemann. „Wir reden hier über monatliche Umsätze von 10.000 Euro pro Gerät. Das kann man mit einem legalen Gerät nicht im Ansatz verdienen.“

Das Leipziger Gewerbeamt sei bestrebt, „im Rahmen von ständigen Kontrollen illegales Glücksspiel zu verhindern“, teilte die Stadt Leipzig der LVZ mit. Und verweist im Zeitraum von 2022 bis 2024 auf 18 beschlagnahmte illegale Geldspielgeräte. „Nur vereinzelt treten illegale Spielgeräte noch in öffentlich zugänglichen Einrichtungen auf“, äußert sich das Ordnungsamt im Artikel. Die LVZ führt dazu unter Bezug auf die Polizeiliche Kriminalstatistik aus, dass sich die Zahl der erfassten Fälle beim illegalen Glücksspiel in Sachsen fast verdoppelt habe. Und zitiert aus dem bereits genannten LKA-Papier aus NRW, dass die Entdeckung illegalen Glücksspiels als klassisches Kontrolldelikt „kausal vom Anzeigeverhalten der Bevölkerung und der Initiative der Strafverfolgungsbehörden abhängig“ sei. Dazu komme, dass selbst wenn Verdachtsfälle verfolgt würden, dies mitunter ohne Konsequenzen bleibe.

Bild: Blick auf Leipzig (neues Rathaus und Altstadt). © yujie – stock.adobe.com